Bemerkungen | betr. 0044c:
Hinweis auf alter Findkartei - "Zettel mit Themata liegt vor dem Vortrag: Endlichkeit als Problem de. phil. Anthropologie. (Meissen 1933) u. wird diesem zugeordnet"; Dokumentenabschrift: V 0044a
1933
Titelseite
„Endlichkeit“ als Problem d. phil. Anthropologie
(Meissen 1933)
1
(Geständnis). Vielfältige Überschneidungen v.
theolog. u. philos. Diskussion. Vorteil: Problemver-
tiefung. Gefahr: Vermengung, die f. beide Teile
gefährlich. Meine These: philosophica philosophie!
Ja, noch mehr: was philsophisch, d.h. mit „menschl.“
Denkmitteln geklärt werden kann, das soll nicht
ohne Not theologisch begründet werden. D. Mensch
soll mit seinem immanenden „Denken“ so weit vor-
dringen, wie möglich.
Das gemeinsame Problem gefasst im Problem
d. „Endlichkeit“, d. i. dem Kampf gegen den „Hu-
manismus“ im weitesten Sinne. Meine Frage:
in wie weit ist die Endlichkeit d. Menschen ein philo-
sophisches Problem? Oder: kann der Mensch seiner
Endlichkeit nur dann den Glaubenserlebnis
gewiss werden, muss sein immanentes Denken
ihn notwendig zum „Humanismus“, d.i. zu
einer Art Selbstvergötterung führen? Muss das Den-
ken des Menschen von aussen an seine Endlichkeit
gemahnt werden, oder kann es ihm aus sich selbst
gewiss werden? Man pflegt das Letztere mit d.
Hinweis auf d. Faktum des „Humanismus“ und
„Idealismus“ zu bestreiten, wo ja in d. Tat aus die-
sem Grenzbewusstsein ein wenig zu verspüren ist. Also
ist mit dies. Hinweis die Frage entschieden? Sollen
es nicht auch eine Selbstkorrektur dieses Denkens
geben? Ja, muss nicht eine solche erfolgen, damit
d. Anruf d. Glaubens Gehör finde?
Offenbar ist das emente Grundbewusstsein Frucht
der Erlebnisse seit 1914 bis heute und weiter fort.
Ein „Menetekel“! Die denkende, philosophische Ver-
arbeitung dieses Erlebnis ist jedenfalls faktisch im
2
Ganze u. unvermeidbar, ist psychologisch notwen-
dig. „Selbstkritik d. Kreatur“! Schon seit Rousseau.
Es ist zugegeben, dass auch diese Selbstkritik Quelle
neuer „humaner“ Überheblichkeit sein kann (d.
Gerichtete ist zugleich Richter!) – gleichwohl darf
ihr Beitrag zur nicht <...isach-
..> werden. „Existenci alphilosophii“! „Anthropo-
logie“! (« Wirklichkeit » d. Menschen sehen !)
„Endlichkeit“ als Begrenzheit d. Daseins
durch Geburt und Tod.
Endlichkeit als Ohnmacht gegen Schicksal
(Leid, Kampf als „Grenzsituation“, Jaspers)
„ und „Augenblick“, „Entscheidung“,
„Wagnis“ – gegen logische Deduktion d. „Gegen-
wart“.
Endlichkeit als sittl. Fehlsamkeit (Zwei-
deutigkeit d. „Freiheit“ im Sinne Schellings)
Schuld, Sünde. Das Böse.
Endlichkeit des Wissens?
Kehrseite, die : wissen um das
„Menschsein“ als Überwindg. d. Endlichkeit. Kein
universaler Skeptizismus!
Das Wissen um die Endlichkeit ist selbst nicht
endlich. „Anthropologie“ als Selbstbekenntnis.
Dialektik des Konkreten und des allgemeinen
Ich. Überwindung d. Zeitlichkeit, auch des Todes!
V 0044b
1
Entschuldigung. – Überschneidg. theolog. u. philos.
Diskussion Vorteil u. Gefahr. „Philosophica philo-
sphice“!
Kreuzungspunkt: d. Mensch! „Anthropologie“. „Existenti-
alphilosophie“. Specielles Problem: die Endlichkeit des
Menschen. Polemische Orientierung: Humanis-
mus und Idealismus – dort mehr pädagogisch,
hier mehr weltanschaulich. Theologie stelle vom
„ganz Andern“ her d. Menschen in Frage: sie meint
vielfach, eine „immanende“ (philosoph.) Betrachtg.
sei von Hybris des Geistes unabtrennbar: es fehle
eben das „Andere“, an dem d. Mensch gemessen werde.
Meine These: menschl. Selbstbesinnung braucht
nicht zu Selbstvergötterung zu führen, sondern kann
Selbstbegrenzung, Korrektur d. Idealismus sein. Und
wenn sie es sein kann, so soll sie es auch sein.
Entscheidend ist dabei nicht rein theoret. , sondern die lebendige Erfahrungen mit
1914. Selbstkritik des Geistes!
1. Endlichkeit als Begrenztheit des Daseins und
des Aktionsradius. Tatsache des Todes.
2. Endlichkeit als Ohnmacht gegen „Zufall“, Natur.
3. Endlichkeit als Ohnmacht gegen selbstgeschafe-
ne Kulturwelt („Tragödie d. Kultur“)
„Gegenwart“
4. Endlichkeit als Blindheit gegenüber Schicksal.
Problem d. „Zeit“, „Gegenwart“, „Entscheidung“, „Wagnis“,
keine logische Deduktion d. „Gegenwart“.
5. Endlichkeit als „Leiden“. Die „Grundsituation“. „Existenz“
6. Endlichkeit als Schuld, Sünde, entspringend
aus d. Zweideutigkeit d. „Freiheit“ (Kant Schelling)
Das „Böse“!
2
7. Endlichkeit als Begrenztheit des Wissens?
Wissen um das Menschsein ist Überwindung
der Endlichkeit. Anthropologie als Selbsterkennt-
nis. „Exzentrisch“. Dialektik des allgemeinen
und des konkreten Ich. Überwindung der zeit-
lichkeit. Pascals „denkendes Rohr“. „“.
Preisgabe des Idealismus ? deutende Selbstbe-
sinnung aus reicherem Material. „Zeit“ ist nicht
ein theolog. Begriff! (E. Brunner über „Einmalig-
keit“ und objektive Zeit?) Wandlungsfähigkeit des
idealist. Erbes. „Idee“ und „Gegenwart“ zusam-
menbringen! Vgl. Jaspers! So bleibt der Religion
als dem Erlebnis des „ganz Anderen“ Raum.
„Mut zum Geist“! „Unter dem Gericht
stehen“ heisst nicht sich selbst in seiner arbeit
und Leistung aufgeben oder verneinen!
Heilkräfte des „Geistes“, unentbehrlich. Schutz-
wall gegen die „irrationalen“ Mächte des Ab-
grundes. Auch heute: „Sapereaude!“
V 0044c
1
Themata.
Natürliche und wissenschaftliche
Weltansicht.
Selbstkritik d. modernen Kultur
Die Wurzeln der europäischen Kultur.
Ontologie und Erkenntnistheorie.
Die Idee der Wahrheit (Die Krisis der
Wahrheitsidee)
Das Wiederaufleben des Relativismus.
Das Wesen geisteswissenschaftl. All-
gemeinerkenntnis (Nicht Induktion)
Geschichtliche Krisen im Urteil der Mit-
und der Nachlebenden
(Die Möglichkeit geschichtlicher Selbst-
erkenntnis)
Leben und Denken (Geist und Leben)
Seele und Geist
Recht und Grenzen der Intustion
(Intustion und Methode)
Der Mensch und die Zeit
Die Tradition in der Philosophie
Die Eigenart des philosophischen Denkens
(Vorwissenschaftl., wissenschaftl., philosoph.
Denken)
Das (gemeinsame) Apriori der Geistes-
wissenschaften
Pestalozzis Kulturphilosophie
Herders Weltansicht
Das Werk und die Tat
Endlichkeit und Unendlichkeit des
Menschen (philos. Anthropologie)
2
Rasse und Geist in Hegels Philosophie
Staatstheorie und staatl. Wirklichkeit
(Gesellschaftstheorie und gesellsch. Wirklichkeit)
Die Dialektik der Geschichte in Schillers philo-
sopischen Schriften
Das doppelte Antlitz der Geschichte.
Vom Beruf der Philosophie (Nichts „hinter“ der
Erfahrung suchen!)
Humanismus und Christentum
Das Wissen des Menschen um sich selbst.
Welterkenntnis und Selbsterkenntnis
des Menschen.
Macht und Ohnmacht des Men-
schen.
Kants Theorie des „Lebens“ in ihrer
systematischen Bedeutung
„Staatstheorie und staatliche Wirklichkeit“.
Von der „Ganzheit“ der geisteswis-
senschaftl. Erkenntnis und in der
geisteswissensch. Erkenntnis. |