Bestand:Privatarchiv Litt, Theodor
SignaturNA Litt, Theodor V 0036
TitelStudentenwerk - Bonn 1962
Enthälths; 1 Blatt A4 gefaltete auf A6 = S. 1-6; auf Rückseite Brief von Dr. Michels, Volkshochschule Münster, vom 28.03.1961 - sh. B 1-0656 (Kopien des Briefes dort) eingearbeitet
Zeitvon1962
Zeitbis1962
BemerkungenVgl. V 0035 - Vortrag befand sich ursprünglich dort; Dokumentenabschrift: 1 Bonn 1962 Wenn wir auf die vier Jahrzehnte zurück- blicken, die das Studentenwerk hinter sich ge- bracht hat, dann betrachten wir nicht lediglich einen „Teil“, einen „Ausschnitt“ aus der Geschichte der akademischen Gemeinschaft. Wir betrachten das Ganze dieser Geschichte von einer bestimm- ten Seite her. Die Universität würde nicht dasjenige sein, was sie schon mit ihrem Namen zu sein beansprucht, nämlich die , wenn sich ihr Leben in Tei in <...- be> Teile zerlegen und so abschnittweise abhan- deln liesse. Wir müssen immer daran festhal- ten, denn in einem jeden der angeblichen Teile das Leben des Ganzen pulsiert, folglich auch von je dem Teil die Lebenslinie des Ganzen abgelesen werden kann. Wenn wir die Sache so sehen, dann dürfen wir alles das, was dem Studentenwerk an Rühmlichen nachgesagt werden kann, auch der Universität als einem Ganzen gut- schreiben. Und das ist deshalb wohlbegrün- det, weil ja im Studentenwerk, unbeschadet seiner studentischen Herkunft und Verwaltung, immer Studenten und Professoren zusam- mengearbeitet haben. Es Was ich von dieser Zusammenarbeit miterlebt habe, das gehört zu den erfreulichsten erinnerungen meines aka- demischen Lebens. Und es ist mir eine Genug- 2 tuung, dass ich unter den heute Versammel- ten auch solche sehe, mit denen ich die Erinnerung an diese erspriessliche Kooperation teile. Ich gedenke a) der Einzelfürsorge b) der Studienstiftung des deutschen Volkes. Auslese! Das Versagen vieler Kollegen und das klare Urteil der Jüngeren. Ein wirklicher Ruhmestitel der universitas. Aber wenn ich nun das vom Studenten- werk Geleistete in das Ganze der Universitäts- geschichte hineinschaue, dann drängt sich mir ein beunruhigender Gedanke unwi- derstehlich auf. Ist es nicht eine zum Nachdenken auffordernde, ja bestürzende Tatsache, das diesselbe Studentenschaft, die in dem an den ersten Weltkrieg sich anschliessenden Jahrzehnt so überzeu- gende von ihrem Ernst, ihrer Tat- kraft, ihrer Zielsicherheit ablegte, aus ihrem Schoss Erregungen und Bewegungen her- vorbrachte, die durch ihre radikale Leiden- schaftlichkeit, ja Besessenheit ein zur Herbeiführung der deutschen Ka- tastrophe beitrugen? Wie kann aus dem Schosse der nämlichen Gemeinschaft so Heil- sames und so Verderbliches hervorgehen? Man mache sich die Sache nicht zu leicht, 3 in dem man erwidert, es seien doch verschie- dene und geschiedene Studentengruppen gewesen, auf die das Löbliche einerseits, das Verwerfliche andererseits entfiel. Diese Argumentation wird auch nicht durch den Hinweis legi- timiert, dass der nat.-soz. Teil der Stu- dentenschaft in dem Studentenwerk sein bevorzugtes Angriffsobjekt gefunden habe. Thomas Mann hat einmal in einer Betrach- tung über Deutschland und die Deutschen davor gewarnt, dass man im Hinblick auf die Ereignisse des dritten Reichs die Deutschen einteile in weise und , in tugendrei- che und lasterhafte Deutsche. Er hat zu be- denken gegeben, dass unbeschadet der schroffen Ge- gensätzlichkeit, in der solche Gruppen aus- einandertreten, sie an dem Grunde der nämlichen Gemeinschaft, gemeinsamen Über- lieferunen, Sitten, Gewöhnungen hervorgewachsen und insofern doch schliesslich zusammen- gehören, und das um so mehr, als sie gerade in der wechselseitigen Auseinanderset- zung, im Streit der Überzeugungen ihre charak- teristische Prägung gewinnen. Sie werden und wachsen aneinander und durcheinander. Es hilft also alles nichts. Wir müssen uns ein- 4 gestehen, dass in den einen so gut wie in den anderen der Geist der universitas gegenwärtig ist. In dem ich mir diese Zusammengehörig- keit des Gegensätzlichen eingestehe, steigt in mit die Erinnerung an ein Ereignis auf, in dem mir das Dass und das Wie dieser Einheit in wahrhaft erschütterndr Weise bewusst gewor- den ist. 2. Studententag Göttingen 1920. Ernst und Tüchtigkeit – Judenfrage. Dieselbe Ver- sammlung zeigt zwei grundverschiedene Gesichter. Dieselbe Bildungsstätte ist Nähr- boden so gegensätzlicher Haltungen. Bestätigung durch den späteren Verlauf der polit. Auseinandersetzungen an den Hochschulen, und zwar nicht nur bei Studenten sondern auch bei Professoren. das fordert die Frage nach der des geisti- gen Mediums heraus, das durch die hohe Schule des Geistes gebildet wird. Dies Medium müsste von heilsamster und förderlichster art sein, wenn seine überlieferte u. ehrwürdige Auffassung vom Wesen der Wissenschaft im Rechte wäre. Die Griechen über die <....>. Göttergleich. 5 Berlin 1809. Univ. Berlin. Allem Atem menschlichen enthoben. Rich- tig und falsch zugleich. Grossartigkeit und erlösende Kraft der erfolgreichen Wahr- heitsforschung. Aber wie steht es mit Wesen und Wert des Vermögens, durch dessen Betätigung die Wahrheitserkun- dung geschieht? Werk und Freiheit. Ambivalenz der Freiheit. Freiheit zu Normerfüllung und Normverletzung. Speziele: Freiheit zu Wahrheitserkundung, Wachsen auf demselben Hol! aber auch zu ungewollter und gewollter Wahrheitsver- fälschung. Irrtum und Lüge. Nicht nur Möglichkeit, sondern auch Ver- suchung. Anfälligkeit gerade der „In- telektuellen“ für die Syggestionen der Heilslehren. Geistige Reizbarkeit, Aus- sprechbarkeit, Wachheit, Kumuzierung der Intelektuellen, der alten und der Jungen, in der Hochschule. Das rechte Klima für Erregungen und Verführungen. „Verführtes Denken“. Ambivalenz des Erkenntniszieles in Reinkultur. Daher auch Aufbrechen aller Gegensätze gerade heir. Permanenter Herd der Unruhe, Gewollte und 6 ungewollte Täuschung gedeiht hier aufs prächtigste. Die ganze Skala vom rein- sten Wahrheitssinn bis zur abgefeim- testen Sophistik wird in diesem Klima entwickelt. Virtuosität des hochgezüch- teten Intellekts. Hier lebt sowohl echte Wissenschaft als auch der sich Wissenschaft dünkende Wahn und die als Wissenschaft sich auf- putzende Lüge. Welthistorische De- monstration des letzeren: der Kom- munismus! Apokalyptisch. Gut- gläubigkeit. Ambivalenz des wissen- schaftl. Streitens durch weltgeschicht- lichen Erfolg erwiesen. Frage der Universitätsreform: Augen öffnen für die Zweideutigkeit der Gabe, die die Hochschule spendet. Erzie- hung zu Wachsamkeit und Selbstkontrol- Sprengstoff! le. Blick für die ungeheuerliche der Wissenschaft im Diamat. Ablassen von der klass. Idee der <....>.