Bestand:Privatarchiv Litt, Theodor
SignaturNA Litt, Theodor V 0026
Titel„Bildung“ und „Ausbildung“ („Weiterbildung“)
Enthälta) hs; 4 Doppelblätter + 2 Blatt 10,5 x 14,7 cm (S. 3 verlängert= angeklebt: 10,5x 21,9cm) = Titelblatt + S. 1-16 b) hs; 1 Blatt 10,4 x 14,7 cm = S. 1-2
Zeitvon1960
Zeitbis1960
BemerkungenDokumentenabschrift: V 0026a 1960 Titelseite „Bildung“ und „Ausbildung“ („Weiterbildung“) Baden-Baden 1960 1 „Idealistische Höhenflüge“?! Fassbender: „Besinnung auf das Grundsätzliche“. Spezifisch deutsche Art. „Bildung“ – „Ausbil- dung“. Mensch – Fachmann. Ursprung in der Klassik. Nützlichkeit – Menschlichkeit. Neigung zur Trennung verstärkt durch Fortentwicklung. Paradigma: die Tech- nik. Abtrennbarkeit des bloss Nützlichen auf d. Höhepunkt. Perfektion der „Mittel“ bei Offenbleiben der „Zwecke“. Scheinbare Möglichkeit, im Mensch bloss die „Mit- tel-Funktion“ umzubilden, während der Mensch, als das die Zwecke setzende Subjekt unberührt bleibt. Auf diese Weise wird die mittelwerden- de Funktion selbst wieder zu einem Mit- tel, das der Mensch nach freiem Ermessen einsetzt. „Instrumental“ Folgerung: die „Ausbildung“ der mittel- verwendenden Funktion lässt die „Bildung des Menschen genau so unberührt, wie die verwendung eines äusseren Instruments den verwendenden Menschen ungewandelt lässt. Die instrumentale Sphäre ist den Menschen selbst „äusserlich“. Dies das Schema, nach dem das eingent- lich „technische“ Handeln verstanden wird. Expansi dieses Schemas. Domi- nanz des Mittel-ZWeck-Denkens. Ausbrei- 2 tung des terminus „Technik“. Freytag. Heinze. Maler, Virtuose. Technik das Isolierbare, für sich Erlernbare und Aus- übbare. „Blosse“ Technik. Das Eigentliche und Kernhafte liegt über die „blosse“ Tech- nik hinaus. So auch: „Führungstechniken“. Demgegenüber ist zweierlei zu zeigen 1) Die Expansion des Schemas verfälscht das Bild der Lebensgebiete, über die es sich ausbreitet 2) Selbst in seinem Ursprungsgebiet verzeichnet es die tat- sächlich bestehenden Zusammenhänge. Entgegensetzung Die Unterscheidung „Bildung und „Aus- bildung“ ist nur halb wahr. Recht und Unrecht müssen an ihr geschieden werden. Herkunft des beanstandeten Schemas. I) Die Abhängigkeit der Expansion „Technik“ operiert mit Stoffen und Kräften er unlebendigen, an- organischen Natur. Das „“ und „Unmenschliche“, ja in gewissem Sinne das „Gegen-Menschliche“. Es kann durch den Menschen im Dienst seiner Zwecke umgewandelt werden, aber es kann nicht nach Massgabe seiner Zwecke abgewandelt werden. Das Unabänderliche. Daher die Solidarität v. Technik u. Naturwissenschaft. 3 Ich kann dies Gegenmenschliche nur „verwenden“, wenn ich seine Eigenschaften und Verhaltensweisen (die den meinigen konträr sind) kenne. Beide liegen nicht offen zu Tage, sondern müssen deutend erkundet werden. Perfektion dieser Er- kundung: die Wissenschaft. Perfektion dieser Wis- senschaft: die mathematische Naturwissenschaft. Vorzug dieser Wissenschaft: sie gibt in einem theoretischen Einsichten und praktische Verfah- rensregeln. Das Experiment! Dass der Mensch es in deisem Verfahren mit dem Ausser-, ja Gegenmenschlichen zu tun hat, bringt ein Weiteres mit sich: die Gleich-gültig- keit des zu Bearbeitenden. Es sträubt sich nicht dagegen, als „Mittel“, d.h. als im nicht um seiner selbst, sondern nur um des „Zwecks“ willen Ge- verbraucht suchtes und Geschätztes, eingesetzt zu werden. Diese Behandlung ist ihm angemessen. Die Technik hat es zu tun it dem den Selbstwer- tes Entbehrenden. Blosser „Dienstwert“. Gerade weil das technische Denkschema das als „Mittel“ Angesehene so entwertet, muss mit der Verallgemeinerung dieses Schemas besonders bedachtsam zu Werke gegangen werden. Deshalb fra- gen wir: trifft es zu, dass der Mensch ein „Instru- ment“ des Handelns an der Natur erwirbt, in dem er sich <....> mit dieser Natur in Beziehung setzt? Ein Instrument, dessen Verwendung ihn, den Verwendenden, umgewandelt <....>? Ganz im Ge- genteil: in und mit dem Entstehen dieser Wissenschaft, die implicite auch schon Technik ist, tritt wandelt das Verhältnis von Mensch und Natur im Tiefsten seiner Gestalt. Die Natur nimmt eine Gestalt an – ein Gefüge mathemat. Relationen – die sie nun unter dem Zugriff des annehmen konnte. Auch und erst recht aber wird der Mensch in Betätigung dieses Denkens ein anderer, als er beim Ausbleiben dieses Denkens gewesen, geblieben oder geworden wäre. Sein Denken ist nicht ein Instrument, das er, selbst derselbe bleibend, an der Natur arbeiten lässt. Er selbst ist der Denkende, der so und nicht anders zu 4 Werke gehen muss, damit die Natur ihm dies Anblitz zu kehren Er „gebraucht“ nicht, wie man es gerne sagt, „seinen Verstand“, da- mit die Natur ihm ihr mathemat. Gefüge erschliesse. Er selbst wird Verstand, operiert als Verstand, in den er so mit der ihm be- gegnenden Natur umgeht. Ergebnis: Ablehnung des Instrumentalen Denkschemas. Die denkende Bearbeitung der Natur verschafft uns Instrumente in stän- dig wachsender Zahl und Reichweite. Aber das Denken, dem wir dies alles verdanken, ist selbst nicht wieder ein Instrument, das der Mensch ins Spiel setzte: es ist er selbst in einer bestimmten Funktion. Folgerung: in dem der Mensch als denken- des Subjekt sein Verhältnis zur Natur in der Weise abwandelt, wird auch er selbst ein anderer. Seiner Intention nach ganz dem Gegenüber der zu erschliessenden und zu verwendenden Natur zu gewandt, erleidet er nicht gewusste und gewollte R+ckwirkungen, die ihn als Person zu einem Anderen machen. Diese Rückwirkungen müs- sen „Bildend“ heissen, so <...> sie seine mensch- liche Gestalt zu einer anderen werden lassen. Blicke auf die , die die Ge- stalt der Menschheit seit dem Aufgang der 5 math.-N.-W. im 17. Jhdt. erlitten hat. Ab- wendung nicht nur des äusseren (politisch- gesellschaftl.-wirtsch.) Schicksal, Abwendung nimt man durch die von diesem Schicksal herkommenden seelischen Auswirkungen. sondern auch Abwandung der inneren Ein- stellung zur Welt und zum eigenen Selbst, die sich mit Aufstieg und Fortgang die- ser Wissenschaft einstellte. Und das alles sollen bloss Änderungen des Instrumentarillen sein, mit dem wir die Natur bearbeiten?! An nichts aber können wir Wesen und Tragweite dieser Abwandlung der menschlichen Einstellung zur Welt so deutlich ablesen wie an der Expansion des Denkschemas, das, wie wir jetzt gesehen haben, schon das Bild der Sphäre verfälscht, innerhalb <...> es entstanden ist, das aber erst recht nur Ent- stellung und Verfälschung verbreiten kann, wenn es die Grenzen dieser Sphäre über- schreitet und als universales Schema menschlichen Handelns wer- den soll und Anerkennung fordert. Denn nur unter der Voraussetzung können die natur- wissenschaftl.-techn. Verfahrensweisen sich in der dargestellten Weise ausbreiten, dass sie in der Seele der sie auszuübenden Menschen zu Denk- 6 gewöhnungen verfestigt haben, die auch ausserhalb ihres in Wirkung treten. Darin wird die Rückwirkung des Verfahrens auf das Subjekt evi- dent. Nur wird man sich freilich weigern, diese Rückwirkung als „bildend“ anzuerkennen. Mit Recht! Aber „verbildende“ Wirkungen gibt es über- haupt nur als Fehlformen „bildender“ Wirkungen. Auch sie zeugen also für das Vorhandensein von „bildenden“ Wirkungen. Man darf sogar sagen: wo „bildende“ Wirkungen sind, ist stets nicht nur die Möglichkeit, ja die Versuchung zu „verbil- denden“ Wirkungen. Ambivalenz alles Mensch- lichen und so auch der Bildung. Vgl. das Tier! Wird nun das „Mittel-Zweck“-Schema, das technische Handlungsschema in der erörterten Weise verallgemeinert, so tritt folgende Ver- wicklung ein. Ein Schema, das entwickelt und bewährt ist im Verkehr mit Ausser- ja Gegen- menschlichem, wird auf solche Handlungen über- tragen, die sich nicht auf Aussermenschliches, d.h. vollkommen Selbständiges, in sich Geschlossenes, auf sich Bestehendes bezieht, sondern etwas zu bewirken oder hervorzubringen bestimmt sind, worin das Menschliche zumindest hineinspielt oder gar dominiert. Als dann ent- fällt notwendig die Möglichkeit der abschliessen- den Verselbständigung, die das Charakteristicim der gemein „technischen“ Sphäre, der „Mittel“-Welt 7 ausmacht. Siehe die angebliche „Technik“ des Klavierspielers, des Dramendichters. Diese muss ganz und gar in das übergeordnete Ganze ein- geschmolzen sein, damit sie ihren Sinn erfüllt Be- hauptet sich sich als Selbständiges, für sich zu Übendes und zu Beurteilendes, so ist das Ganze zerstört. Hat man bei einem Virtuosen das Gefühl: in diesen Läufen und Kadenzen brilliert der Techniker des Klaviers – hat man bei einem Dra- matiker den Eindruck: hier arbeitet der Techniker der dramatischen Effekte, so ist die Wahrheit und Einheit des Kunstwerkes zerstört. Ein für uns besonders wichtiger Sonderfall dieser Entstellung liegt dann vor, wenn man das Techni- sche Handlungsschema dem Denken und Tun des technisch Handelnden aufprent, d.h. wenn man dieses sein Denekn und Tun als das „Mittel“ auffasst, durch welches er das Reich der Mittel die leblose Natur sich aufschliesst und verfüg- bar machte. Beachte das doppelte Auftreten des Begriffs „Mittel“! Durch Einsatz des Mittels, welches „Verstand“ heisst, erzwingt das Subjekt den Eingang in das Reich der Mittel, welches „Natur“ heisst. +) Das bedeutet: ein kardinalwichtiges Organ mensch- lichen Seins wird einer Denkschematik unterworfen, die nicht nur <....ig> dem aussermenschlichen Sein angemessen, sondern durch deren Einsatz dieses aussermenschliche Sein überhaupt erst als technisch verwendbar in Sicht kommt! Schlagender könnte der Widersinn der beanstan- +) Staffelung der Mittel: 8 deten Expansion nicht in Sicht treten. Nie und nimmer darf die mittelerschliessende Funktion selbst zum Mittel erniedrigt werden, nie die „Person“ zur Sache degradiert werden. Allein dieselbe Degradierung muss auch noch in einer zweiten Form ins Auge gefasst wer- den, wenn die Interessen unseres Kreises zu ihrem Recht kommen sollen. Machen wir uns klar, dass gerade die Welt der technisch-industriel- len Produktion zu der von uns aufgedeckten Entstellung ganz besonders vernehmlich einlädt. Die Staffelung der Mittel setzt sich um eine weitere Station in die Tiefe hinein fort. Ist der Verstand das Mittel, das der Mensch einsetzt, um sich das Reich der Mittel theore- tisch erkennbar und praktisch verfügbar zu machen, warum soll nicht weiterhin der die- sen Verstand einsetzende Mensch als das Mit- tel angesehen werden, durch dessen Einsatz diese ganze naturwissenschaftl.-technisch- industrielle Produktonswelt hervorgebracht wird? Wobei mit dem Begriff „Mensch“ die Gesamtheit der Personen gemeint ist, die denkend oder handelnd, führend oder ausführend, tätig sein müssen, damit diese Welt entstehe, bestehe und sich weiterbilde: der naturwiss. Forscher, der techni- sche Erfinder, der industrielle Organisator, aber auch alle die, die nach ihrer Anweisung ihr Ar- beitssoll abliefern – bis hin zum ungelernten 9 Arbeiter. Ein Riesenapparat, der nach seiner Sachgesetzlichkeit sich aufbauend, einen jeden seiner Platz anweist und seine Teil- leistung abfordert – über alle Köpfe hinweg ge- bietend und damit sie alle zu Mitteln sei- ner Selbstverwirklichung degradierend. Die oft bemerkte undbeklagte Herrschaft des organisierten Arbeitssystems. Die dreifache Staffelung ist vollendet, in dem das technische Denkschema triumphiert. In dies Schema werden auch die nicht na- turwissensch.-techn. Partien des Gesamtgetrie- bes einbezogen. Vor allem die ökonomischen. Auch das wirtsch. Denken und Planen wird als „Technik“ gesehen, auch der wirtschaftlich denkende und planende Mensch wird „Mittel“ innerhalb des Systems; erst recht natürlich der das Wirt- schaftliche im Einzelnen Ausführende (Buch- führung u.dg.) +) Übereinstimmung dieses Denkschemas mit dem Lebensgefühl des mordernen Menschen. Glied der „verwalteten Welt“. mögliche Realisierung des so kon- struierten Zustandes im kommen. Staats-, Gesellschafts- u. Wirtschaftssystem. Alle Men- +) So wird auch dem Menschen der Selbstwert abgesprochen. Fortschreitende Entwertung. 10 sind als Mittel dem (nach Anweisung der „Wissenschaft“9 konstruierten Apparat, ge- nauer: seiner Fortbewegung, eingeordnet. Auch die Führenden behaupten es zu sein, glauben z.T. es zu sein. Totale Versachli- chung der Menschheit. Totale Selbstentwer- tung des Menschen. „Mittel“ der „Gesellschaft“ Wir geniessen den unvergleichlichen Vor- zug: das uns durch den Kommunismus die Abhängigkeit der kritisierten Denkweise vor- exerziert wird. Vernehmliche Warnung vor einer Versuchung, der auch wir mit un- serer durchrationalisierten Lebensordnung ausgesetzt sind! Im Zeichen der damit gekennzeich- neten Verführungen steht ganz besonders die von der Industrie zu leistende Bil- dungsarbeit. Sie ist ihnen deshalb besonders ausgesetzt, weil das Arbeits- system, dem sie dienen will, die durch Rationalisierung bewirkte Verselbständi- gung des Apparats zur höchsten Perfektion emporgetrieben hat. Kehren wir zurück zur Unterscheidung von „Bildung“ und „Ausbildung“. Wir alle 11 sind uns einig in der Forderung: die „aus- bildung“ ist so zu gestalten, dass sie auch „bildend“ sei, d.h. nicht bloss den Funktionär züchte, sondern den Menschen als Ganzes zur Reife bringe. Aber wir sahen: auf den Menschen als solchen übt die Ausbildung unter allen Umständen, d.h. auch wenn sie noch so sehr spezialistisch eingelegt ist, eine Rückwir- kung aus. Es gibt keine Ausbildung, die bloss Schulung in technischen Fertigkeiten wäre. Nennt man „bildend“ die Gesamtheit dieser Rückwirkungen, so muss man sagen, dass alle „Ausbildung“ auch schon „Bildung“ ist, ob man es weiss und will oder nicht. Nur verhält es sich fataler Weise so, dass die in so weitem Sinne verstandene „Bildung“ so gut verbildend wie bildend sein. Und aber diese Möglichkeit, ja Gefahr der Verbildung ist es, der wir unsere Aufmekrsamkeit zuzu- wenden haben. „Ver-bilden“ <....> die berufliche !Aus- bildung“ genau in dem Masse, wie sie den Menschen zu einer Verengung seines Lebenshorizonts anreizt, ermutigt oder gar auffordert. Kulmination dieser Ten- denz im „Funktionär“, dem „Fachmann“ in Rein- kultur. Zwei Formen: 1) Der Mensch sieht 12 noch die ihm anvertraute technische Son- derfunktion, geht in ihr auf und unter. Nun aber lässt sich das übrige Leben nicht so abblenden, wie es in dieser Tendenz liegt, und daraus entsteht dann die 2) Sonderform = der Mensch überträgt in der dargestellten Weise das Schema des Denkens und Handelns, das ihm in Fleisch und Blut übergegan- gen ist, auf das Ganze des Lebens, d.h. vor allem auf das Ganze der Menschenwelt, in und mit der er lebt. Und das heisst: er ver-bildet zusammen mit selbst auch die Welt. Siehe das Paradigma des Kommunismus! Soll also die „Asubildung“ nicht in dem ausgeführten Sinne ver-bildend sein, so muss, je mehr sie spezialistische Vereinseitigung mit sich führt, um so mehr auf den Bedacht genommen werden, was ich „Horizonterweiterung“ nen- nen möchte. Aber diese darf dann nicht bloss in extensivem Sinne, nicht bloss als Ausdehnung des Blickfeldes verstanden werden: mit ihr ist auch und gerade gemeint die Augenöffnung für die totale Andersartigkeit der Lebensverhältnisse die 13 sich jenseits der Grenzen des technisch zu Behandelnden auftun, und für die totale Andersartigkeit der Verfahrensweisen, die gegenüber diesen Bereichen am Platze sind. Und zwar hat die industrielle Arbeiter- welt es nicht nötig, ihre eigene Welt zu verlassen, um dies Andersartige zu Gesicht zu bekommen: in ihr selbst tritt es ihr un- übersehbar entgegen. Zwar hat die Industrie es, was den Gegenstand ihrer Arbeit angeht, es mit dem Ausser- und Untermenschlichen zu tun. Aber erdacht, geplant, organisisert und vollführt wird diese Arbeit, auch im Zeitalter fortschreitender Automation, von Menschen, nur von Menschen, d.h. von Wesen, denen durch die Applikation des Techni- schen Denk- und Handlungsschemas die schlimmste Vergewaltigung angetan wird. So hat der im industriellen Getriebe Stehende eine doppelte Blickrichtung nötig: diejenige auf die Sachen und diejenige auf die Menschen, mit denen der Betrieb ihn zusammenführt. Nun wäre die Sache relativ einfach, wenn man für den Umgang mit Menschen eben- so exakt „ausgebildet“ werden könnte wie für 14 die Behandlung von „Sachen“. Vgl. die psycho- logische od. soziologische Behamdlung der human relationen, die in weitem Umfange auf eine „Technik der Menschenbehandlung“ hinausläuft, am sichersten dann, wenn sie dem Zweck der Produktionssteigerung unter- stellt wird. Hier haben wir also nichts an- deres vor uns als einen krassen Fall der Dominanz des Mittel-Zweck-Schemas. Also genau das Gegenteil dessen, was durch die Horizont-Erweiterung erreicht werden sollte! Es gibt keine „Ausbildung“ in der Technik der Menschenbehandlung. Es gibt nur eine „Bildung“, die den Menschen Selbstwert. erzieht, sich d. Fülle des Menschlichen zu öffnen, sie verstehend in sich aufzuneh- men und in der rechten Weise auf sie zu antworten. Nur wenn Psychologie und Soziologie sich bewusst in den Dienst die- ser <....>- und übertechnischen Auf- gabe stellen (Schluss mit Psychotechnik und Soziotechnik), werden sie dem menschli- chen Leben in der industriellen Arbeitswelt dienen. Damit ist hoffentlich deutlich geworden, was ich unter „Horizontausweitung“ verste- he. Nicht eine blosse Ausdehnung des Gesichts- 15 feldes, sondern die Einsicht, wie völlig sich die Haltung und Einstellung des Menschen abwandeln müssen, wenn Men- schen, menschliche Einrichtungen und Schöp- fungen den Gegenstand seines Denkens und Handelns bilden. Und zwar fängt das schon beim Ökono- mischen an, dessen Verfahrensweisen (Rech- Statistik! nen! Login des Geldes!) scheinbar denjeni- gen der Technik so nahe stehen. Die öko- nomische Welt unterscheidet sich dadurch von der technischen, dass in dieser nur die Sa- che mit ihren unabänderlichen Gesetzen ge- bietet, in jene das in Gesetzesform Fassbare tausendfältig mit dem unberechenbaren Menschlichen . Davon merkt der kleine Buchhalter herzlich wenig (deshalb kann hier weithin die Automation eintreten), aber der verantwortlich Entscheidende nimmt das Menschliche, das in Tauschwirtschaft hin- einspielt, voll „in Rechnung stellen“, d.h. in Wahrheit: das rechnerische Fassbare entspre- chend in seine Schranken einschliessem. Dabei liegt das Wirtschaftliche der Sphäre des Technisierbaren relativ nahe. Wie aber, wenn wir in die Sphäre des zuhöchst Menschlichen, der menschlichen Willensmotivationen, der 16 „Zwecke“ aufsteigen? Hier tut sich der ganze Gegensatz auf, der in den Blick zu bringen Sache der recht verstandenen „Bildung“ ist (Es kennzeichnet die kommun. Doktrin, dass sie diesem Gegensatz nicht nur nicht sieht, sondern geradezu verleugnet) Ergebnis für jede „Ausbildung“ incl. Weiterbildung: sie wird nur dann die Gefahr „verbildender“ Rückwirkungen aus- schliesen, wenn sie „Horizonterweiterung“ in dem hier entwickelten Sinne ist, d.h. wenn sie nicht bloss – was sie selbstver- ständlich auch tun muss – das techni- sche Wissen und Können bereichert ( inso- weit der „Nützlichkeit“ einen notwen- digen Dienst leistend), sondern auch den technischen Bereich in eine Gesamtan- sicht des menschlichen Daseinss einord- net, die die Fülle des nicht Technisier- baren Menschlichen in ihren Sinn, ihrer Notwendigkeit und ihrer Überlegenheit („Reich der Zwecke“, Kant) zu ihrem Recht kommen lässt. V 0026b 1 „Idealistische Höhenflüge“ – „Besinnung auf d. Grundsätzliche“. Deutsch Not. Mensch – Fach- mann. Ursprung in der Klassik. Verstärkung. Paradigma: die Technik. Abtrennung des „bloss“ Technischen. Perfektion der „Mittel“. Abtrennung der „Mittel“-Funktion vom Humanen. Expansion des „instrumentalen“ Denkens. Tren- nung der „Ausbildung“ von der „Bildung“. „Äusser- lich. Dominanz diese Schemas ist Selbstmiss- deutung. Freytag, Heinze, Maler, Virtuose. „Blosse“ Technik. Verfälschung 1) durch Ausbreitung 2) im Ursprungsgebiet. Herkunft des Schemas. Unlebendige Na- tur. Aussermenschlich. Unabänderlich. Er- kennen. Technik u. Naturwissenschaft. Experi- ment gibt Beides. Mittel ohne Selbstwert. Verbrauchen! Bedenklichkeit der Expansion. Dichter; Vir- tuose. Nichtabtrennbar. So auch die Denk-Funktion. Kein Instru- ment, das ich „anwende“. Intention auf Ob- jekt – Rückwirkung. Mensch-Welt-Rela- tion. Nicht „Staffelung“ der Instrumente. Also: „bildend“. Lebensmacht. Seit 17. Jhdt. Expansion des Schemas ist Beweis. So erst recht Verfälschung! Denkgewöhnung. „Bildend“? Besser: „ver-bildend“. Jenes nicht ohne dies. Am- 2 bivalenz. Innerer Widerspruch. Keine Verselbständi- gung der „Mittel“ im Menschlichen. Technische Auslegung der technischen Funktion. Staffelung. Zweite Form: Verlockung der industriellen Welt. Weitere Staffelung. Das „Mittel“ Mensch. Gesamtheit der Personen. Der „Apparat“ re- giert. Vorbildlichkeit dieses Musters. Wirtschaft. Fortschreitende Entwertung. Lebensgefühle des modernen Menschen. Reduzierung im Kommunismus. Tota- le Versachlichung. Unser Vorzug. Die industrielle Bildungsarbeit. Das rationale Arbeitssystem. „Bildung“ und „Ausbildung“. Keine Neutralität. Bildende oder verbildende Rückwirkungen! Horizont- verengung. „Funktionär“ in zwei Formen. Gefordert: Horizonterweiterung. Nicht bloss extensiv. Augenöffnung. Innerhalb der Arbeitswelt. „Sache“ und „Person“. Dop- pelter Blick. Beides „Ausbildung“? Psy- chologisch, soziologisch? Keine „Technik“ der „Führung“ Menschenbehandlung! Verstehen. Einstellg. Schon im Ökonomischen. Erst recht im „Umgang“. Weiterbildung in Doppelrichtung.