Bestand:Privatarchiv Litt, Theodor
SignaturNA Litt, Theodor V 0024
TitelBildung – industrielle Gesellschaft
Enthälta) hs; Doppelblatt + 3 Blatt 10,5 x 14,8 cm = Titelblatt + S. 1-5 b) hs; 1 Blatt 17,9 x 22,8 cm (nur Vorders. beschrieben)
Zeitvon1954
Zeitbis1954
Bemerkungenauf ehemalige Findkartei: Bildung – industrielle Gesellschaft (in: Das Problem der Menschbildung ehedem und heute -1951-); Dokumentenabschrift: V 0024a 1954 Titelseite Bildung – industrielle Gesellschaft (Köln 1954; Versicherungswesen) 1 „Strom“ der Geschichte. Teilströmungen. Unstimmigkeiten. Schicksale der Idee der Menschenbildung. Volk u. „Bild“. „Klassisch.“ Zählebig. „Deutsche Bewegung“. „Humanität“. Bis heute lebendig. Diskrepanz. Au- genblick der Geburt: neue gesellschaftl. Welt. „Fortschritt“. 1769, 1774 Schon von d. Klassikern gespürt! Polemischer Hintergrund. Rousseau. Geist d. Zeitalters. „Seinsollendes“ gegen „Seiendes“. Zerrissenheit. „Totalität.“ D. griechische Mensch. Uns Heutigen geläufig! „Ganzheits“- Pädagogik. Überraschend: schon so früh bemerkt. Maschine. Herder. Schiller. Hölderlin. Pestalozzi. Naturwissenschaft, Technik, Industrie trieben vorwärts. Pro- phetisch. Der alte Goethe. Prinzipiell. „Wanderjahre“ und „Farbenlehre“. Annä- herung in der „Pädagogischen Provinz“. Das Neue: Anerkennung der körperli- chen Arbeit. Ihre Ablehnung beim Normal- Humanisten. Niethammer. Wissenschaften der „äusseren Wirklichkeit“. „Animalität“. „Bestialität“. „Industrie und Gewerbefleiss“. Dagegen Goethe: „Narrenpossen.“ Spezia- lisierung. Aber nur bis zum veredelten 2 Handwerk! Neigung und Begabung. Im Werk sich selber finden. Keine Konzession an arbeitsteilige Industriewelt. Im Fortgang d. päd. Theorie war der Geist Niethamers mächtiger. +) Ideologie der humanist. Bildung. Wider die „Nütz- lichkeit.“ Zwei Welten. „Zivilisation“ und „Kultur“. So z. T. bis heute. Folge: wachsende Divergenz v. pädagog. Lehre und gesellsch. Entwicklung. Unab- lenkbarkeit dieser Entwicklung. Die Sache regiert den „Fortschritt“. Eine entscheidende Wendung: Kerschen- steiner. Idee der „Arbeitsschule“. „Arbeits- gemeinschaft“ und „Staatsbürgerl. Er- ziehung“. Verbindung mit der huma- nist. Theorie. „Grundaxiom“. Pestalozzi erneuert. Lehrreich: Zurückgreifen auf „Pädagogische Provinz“. Genau die glei- che Grenze: nur bis zur körperl. Arbeit in Form des Handwerks . Diese ist der günstigste Fall. Der ganze Mensch – das ganze Werk. Aber schon 1769 setzt eine andere Entwicklung ein. Trias Naturw. – Technik – Arbeitsordnung. Industrielle Gesellschaft. Fundamentaler Unterschied vom Handwerk! Pädagogisch entscheidend +) Selbst d. Volksschullehrerschaft verwirft die Hand- arbeit 3 Handwerker und Material: „Umgang“. D. ganze Mensch: theoretisch u. praktisch, be- trachtend und bewertend, technisch und ästhetisch. Die ganze Sache als Produkt. Produktion beschränkt auf das Überschau- „persönlich“ bare. Nur so Lebensverhältnis möglich. Übergang zur Technik: Trennung der Funktionen. Nicht nur „Arbeitsteilung“ im Produktionsvorgang an der Materie (Fliess- „Abstrakt“. band) Grundlegend die Trennung von Theorie und Praxis, Erdenken und Ausführen. Die rechnende Naturwissenschaft. Als reine Theo- rie ohne Grenzen (Kosmos) Dazu technische Überlegung als reine Theorie. Ebenfalls ohne Grenzen. „Denken der Arbeit“ getrennt vom Ausführen der Arbeit. Zum technischen Er- denken das organisatorische Erdenken. Theo- retisch konstruierter Arbeitsprozess, von der „Sache“ diktiert. Erst auf dieser Grund- lage ersteht die Maschine und die materi- elle Arbeitsteilung. Denn Maschine und Arbeitsorganisation sind erdacht, konstru- ierte. Arbeitsorganisation ohne Grenzen, un- übersehbar. Siehe den kardinalen Gegen- satz zum Handwerk! Eine allumfassen- de Rationalisierung des Produktionsprozes- ses an Stelle des lebendigen Umgangs. Das Manuelle, um das es Kerschensteiner ging, ist nur Aussenseite eines Riesenvorgangs. Seine Unabwendbarkeit. Seine Sachbe- 4 stimmtheit in Theorie und Praxis. „Fort- schritt“. Diese „Mechanisierung“ ist viel mehr Problem der Pädagogik als d. manuellen Ar- beit. Was wird aus dem Menschen? „Funkti- onär, Roboter“. Die Ahnungen der Klassiker! Erst auf dieser Grundlage wird das Pro- blem „Versicherung“ und das zugehörige Erziehungsproblem sichtbar. Hineingehörig in das System der Wirtschaft, und doch vom Prozess der Produktion nicht nur praktisch, sondern auch theoretisch völlig abgetrennt. Extremer Fall der Rationalisierung. (Wissenschaftl Fundierung, Rechenhaftigkeit) Abgespal- tene Teilfunktion. Abstrakt! Alle pädagog. Überlegungen haben von dieser Sachlage auzugehen! Drei Auf- gaben innerhlab aller wirtschaftsbezo- genen Erziehung: 1. Erwerb aller durch die Sache gefor- derten Kenntnisse und Fertigkeiten. Im Falle der Versicherung: mathematisch, wirtschaftlich, juristisch. 2. Einblick in das Gesamtgefüge des wirt- schaftlich-gesellschaftl. Getriebes, dem sich das eigene Tun einordnet. Nicht nur zweck sachlichen , sondern auch zwecks Würdigung der Grösse des hier Geschaffenen. 5 Nötig wegen kulturkritischer Ablehnung. Der Fluch der „Mechanisierung“. Literaten, Philosophen, Theologen. „Rechenhaftigkeit“ „Sekurität.“ 3. Kritik ganz unbegründet? Bedrohung des Menschen. Das Wissen um sie als Selbst- schutz. Unser aller Gefährdung. Sie bleibt auch der Versicherung nicht ferne! Blick für die innere Bedrohung. gegen die keine Versicherung, sondern nur Wach- samkeit hilft. Das Leben ein Wagnis! V 0024b undatiert Die Idee der Menschenbildung und das moderne Wirtschaftsleben. Die Frage, die in dem Thema gestellt ist, ist in der pädag. Theorie und Praxis G. Kerschensteiners energisch in Angriff genommen, aber nicht entfernt in ihrem gan- zen Umfange ermessen worden. Es ist die Frage, wel- che Abwandlungen die aus unserem klassischen Zeit- alter überkommene Idee der Menschenbildung, von der uns loszusagen einem Bruch mit unserer Ver- gangenheit gleichkäme, erleiden muss, wenn wir versuchen, sie mit den Lebens- und Arbeitsbedin- gungen der modernen industriellen Gesellschaft in eins zu denken. Dass es hierfür nicht genügt, der körperlichen Arbeit ihren Platz in der Erziehungswelt zu sicheren, beweist schlagend gerade das Versi- cherungswesen, das ein wesentliches Moment im Aufbau unseres modernen Wirtschaftslebens bildet, ohne doch irgendwie und irgendwo unmittelbar an dem Prozess der Güterproduktion beteiligt zu sein. An ihm demonstriert sich die hochgradige Abstraktheit, zu der sich die Ordnung unseres Wirtschaftslebens for- malisiert hat, und damit der ständig wachsende Anteil, der dem planenden und organisierenden Denken in der Anlage und dem Ausbau unseres Wirtschaftssystems zufällt. Zwischen der Sphäre der manuellen Arbeit einerseits und der Sphäre der rein „innerlichen“ Geisteskultur andererseits breitet sich das Feld der unendlich differenzierten Leistungen aus, die ihrem Inhalt nach auf die Erhaltung und Förderung des „äusseren“ Daseins bezogen, aber durch ihre Rationalität der selbst- zwecklichen Geistigkeit verwandt und auf die Zusammenarbeit mit ihr angewiesen sind. Der Vortrag stellt sich die Aufgabe, die besondere pädagogische Problematik zu entwickeln, die sich aus dieser Zwischenstellung ergibt.