Bestand:Privatarchiv Litt, Theodor
SignaturNA Litt, Theodor V 0001
TitelAlte und junge Generation im heutigen Deutschland
Enthälta) - c) undatiert; d) 1932 a) hs; 1 Doppelblatt + 9 Blatt 10,6 x 16,6 cm; Doppelblatt = Titelblatt; Rest durchgezählt S. 1-18 b) hs; 1 Blatt 10,4 x 16,3 cm; durchgezählt S. 1-2 c) hs; 2 Blatt 10,4 x 16,5 cm; durchgezählt S. 1-3 d) hs, 1Dopelblatt + 1 Blatt 10,5 x 14,7 cm + 1 Blatt 10,4 x 16,6 cm; Doppelblatt = Titelblatt; Rest durchgezählt S. 1-4 e) Zeitungsausschnitt: Alte und neue Generation im gegenwärtigen Deutschland, Vortrag im Volksbildungsverein, In: Saarbrücker - Zeitung v. 3.10.1932 f) Zeitungsausschnitt: Der erste Vortrag im Volksbildungsverein: Alte und neue Generation im gegenwärtigen Deutschland, In: Saarbrücker-Landeszeitung v. 5.10.1932 g) Zeitungsausschnitt: Niederschlesische Gesellschaft. Alte und neue Generation im gegenwärtigen Deutschland, In: Niederschlesische Post v. 14.4.1932 h) Zeitungsausschnitt: Alte und neue Generation im gegenwärtigen Deutschland. Eine nachträgliche Betrachtung (eingesandt von H. F.), In: Neue Niederschlesische Zeitung, Nr. 85, v. 12.4.1932
Zeitvon1932
Zeitbis1933
Bemerkungen0001e-0001h - entnommen aus K. 3 (B.17,B.18, B.19, B.20) = Berichte über Vorträge vgl. V 0319; Dokumentenabschrift: V 0001 a) undatiert Alte und junge Generation im heutigen Deutschland 1 Warum in einer Folge v. Vorträgen über den Staat Gerade dies Thema? Weil unter den vielen Span- nungen und Schwierigkeiten, die unser staatl. Dasein belasten, der Gegensatz d. Generationen Eine wesentliche Bedeutg. Hat – wie denn an- dererseits im Medium d. polit. Auseinander- setzungen des Verhältnis d. Generationen sich Besonders deutlich ausprägt. Der Staat ist nun- einmal u. a. auch das überdauernde Ganze v. taten und Schicksalen, in dem die aufein- anderfolgenden Geschlechter zusammen- wirken, ist er der Bund der Alten und der Jungen (so hat die Romatik ihn uns schon gelehrt) Damit wir nun freilich den Zusammen- hang der Generationen im Staat recht se- hen können, müssen wir die herkömmliche Betrachtungsweise wesentlich abwandeln. Seit- dem das Interesse für das Leben der Jugend so rege geworden (etwa seit der Jahrhundert- wende), wurde es üblich, sich ihr so gegenüber- zustellen oder sie so vor sich hinzustellen wie einen zu erkennenden, zu analysierenden, zu erklärenden „Gegenstand“. Man untersuchte ihre Beschaffenheit, Eigenschaften und Verhaltens- weisen, wie etwa d. Naturforscher eine Pflanze oder ein Tier untersucht. Man nahm dabei, wie das die Erkenntnishaltung verlangt, von ihr Abstand, begab sich in die Haltung des Hervorgerufen und betrachtenden Vis a vis. Begründet wurde diese Distanzierung durch einen besonderen Umstand: 2 durch die Andersartigkeit, die man an dieser Jugend zu bemerken glaubte. Zusammen- hang v. Jugendbewegg. und aufkommen- der Jugenspsychologie. Die Jugend begann aufzu- fallen, weil und sobald sie aus dem Rah- men des gewohnten Daseins herausfiel. Die eigenartig und abweichende Lebensform, die man wollte anders sein! da entstand und sich teilweise sehr kräftig in gemeinsamer Besinnung u. Formung! bemerklich machte, reizte den Erkenntnis- trieb. So trat die ältere Generation in d. Haltung des erkennenden Subjekts der Jugend als ihrem Objekt gegenüber – und diese Relation konnte dann sogar den Abstand vergrössern. Denn die Subjekt – Objekt – Relation ist „Spaltung“! Und dies um so mehr, als die Jugend im Grunde zu der gleichen Haltung beigte: auch ihr wurde die ältere Generation zum Objekt der Betrachtg. und Prüfung, gleichfalls auf Grund stark empfundener Andersartigkeit und mit der Wirkg. Der sich vergrössernden Distanz. +) Wie aber wirkt nun diese Distanzierung auf das Lebensverhältnis der einander betrachten- den Partner? ( ( jene schliesslich Nun aber hatten ja beide Parteien an ihrem Gegenüber nicht bloss einen Erkenntnisgegenstand; ihr Verhält- nis erschöpfte sich nicht in d. Subjekt – Objekt – Staltung. Sie stehen in einem Lebensverhältnis Familie, Schule u.s.w. v. höchst praktischer Art, innerhalb dessen das pädagogische Motiv stark hervortritt, aber nicht allein massgebend ist. (dies d. Unterschied 1) Eine „Erwachsenenpsychologie“ wäre als Gegenstück d. „Jugendpsychologie“ denkbar gewesen! 3 v. d. des Naturforschers, der mit sei- nem Gegenstand reicht bloss in Erkenntnis- relation steht.) Frage: wie wirkt jene erkennende Distanzierung auf dies Lebensverhältnis? Da sind manche Variationen möglich und ver- wirklicht worden. Man kann den Gegenstand, und als andersartig / erkannt nachdem man ihn gemustert hat, bewundern, „Anmassung“ „Rebellion“ „Kuriosität“! missbilligen, kann ihm auch gleichgültig gegen- überstehen. Bekanntlich hat die ältere Generation gegenüb. D. Objekt Jugend alle von der Verhimmelung bis zur schärfsten Ableh- nung durchlaufen – die Jugend dem Objekt alle Generationen gegenüber vorwiegend nega- tiv geurteilt u. d. Alter hat die Prüfung schlecht bestanden, seine Andersartigkeit ist = An- fechtbarkeit, so dass die kritische Betrachtg. vielfach in Absage einmündete. Die Älte- ren konnten so selbst bei schärftster Missbilli- gung nicht urteilen , denn sie fühlen sich dieser Jugend durch die Pflicht der Erwachsenen, zuhöchste die pädagogische Pflicht, gebunden. Bei ihnen verwandelt sich die Betrachtg. Des Ob- Jekts „Jugend“ in die Frage. Wie muss ich mit diesem Objekt „verfahren“, wie muss ich es „be- handeln“, damit das Missbilligte verschwinde, dass Gewünschte an seine Stelle trete. Aber auch der Bewunderer des gleichen Objekts konnte nicht umhin, ähnlich zu fragen: wie soll ich mich gegenüb. Diesem Objekt verhalten, damit es seine Gestalt ungeschädigt entwickle? Kurz- 4 um: aus der Subjekt – Objekt – Spaltung strebt man hinüber in das pädagogische Lebens- und Wirkensverhältnis. Wissenschaftl. Gesprochen: Ich muß d. Objekt kennen, um es bearbeiten zu können auf d. Jugendpsychologie baut sich die Jugend- pädagogie auf. Einfacher macht es sich die Gegenseite: d. <.... äusser> Ablehnung des Objekts „Alter“ entspricht d. Verzicht auf jeden Versuch der : eine „Erwachsenen- pädagogik“ vom Standpunkt d. Jugend ist nicht entstanden, obwohl sie grundsätzlich von dem einmal eingenommenen Standpunkt aus nicht undenkbar gewesen wäre. Dies, wie gesagt, die Situation, aus der heraus man das Verhältnis d. Generatio- nen durchdacht und teilweise auch durchlebte. Wollte auch ich meinen Vortrag aus ihr heraus anlegen, so müsste ich icht v. zwei Genera- tionen reden, sondern ich müsste als Vorrede d. ältere Generation mir d. Jugend als Objekt a) d. Erkenntnis und b) d. pädagog. Be- b) handlung vor Augen stellen. Wenn ich nun schon im Titel andeute, dass ich nicht so vor- zugehen gedenke, so liegt dem die Überzeu- gung zu Grunde, dass jeneAusgangssituation schon in sich falsch gewählt ist, und dass man- sche theoret. und prakt. Fehlshläge in dieser grundsätzl. Fehlerhaftigkeit des Ausgangs ihren Grund haben. Und vielleicht ist gerade d. Zu- sammenhang d. Generationen im Staat besonders geeignet, auf die rechte Blickrichtung hinführen! 5 Ja: vielleicht ist gerade die heutige Lage uns. Gemeinwesens ganz besonders geeignet, diese Zusammenhänge ins rechte Licht zu rücken. zunächst und im Allgemeinen – ist mein Verhältnis zu lebensverbundenen Mitwesen wirklich richtig gesehen, wenn ich es mit d. Subj. – Objekt – Verhältnis gleichsetze? Ist der Mit- mensch für mich ein „Gegenstand“ nach Art eines Naturdings? Kann u. darf ich mich von ihm in der Haltung des Betrachters distan- zieren? Alle diese Fragen sind zum mindest nicht vorbehaltlos zu bejahen! Denn die in- nere Distanzierung, die betrachtende Reserve widerstreben im Innersten dem Lebensverhäl- nis, in dem wir beide verbunden sind. In mir sträubt sich mit Recht etwas dagegen, wenn ich d. Eindruck habe, das ich für mein menschl. Gegenüber „Objekt“ werde. Ich habe das Gefühl der indiskrete Betastung Entwürdigung, der : es ist mir, als würde mir eine tiefste menschl. Verpflichtg. verleugnet *). Das echte Menschenverhältnis ist Gegenseitigkeit, >Reziprorität> der Verpflichtung und des Anspruchs. Dieses Verhältnis ist zer- stört, sobald die eine Seite die andere zum „Objekt“ der Sezierung herabwürdigt. Denn das Ob- jekt ist in dieser Lage gewissermassen bloss lei- dend, der echten Gegenwirkung beraubt. Es muss sich wehrlos bespähen, betasten, durchwühlen lassen. Das ist in d. Tat auch dann d. Fall, wenn +) Beispiel: die angewandte , Tiefenpsychologie, Grapho- logi u.s.w. „Entlarvende“ Ps. 6 dieser nicht Tadel und Kritik, son- dern Lobpreis folgt. Durch diesen würd. d. Verfahren nicht seiner Anstössigkeit beraubt. Ein reifer und wie ein Bild, ein Ge- feinfühliger Mensch will sich nicht wie ein „Gegen bäude, eine Landschaft stand“ bewundern und preisen lassen. Dies al- les gilt auch v. Verhältnis d. älte- ren Generation zur Jugend. D. Jugendliche ist nicht mehr das Kind, das sich, bei mangel- haft entwickeltem Persönlichkeitsbewusstsein, oder gern widerspruchslos wie ein Objekt tadeln u. bewun- dern lässt. In ihm reift ja gerade die Persönlich- keit heran und damit d. Anspruch auf An- sogar: besondere Empfindlichkeit bei Betrachtung, weil unsicher erkennung des . So unwillig wir Älteren werden, wenn wir v. d. Jun- gen sezeirt, kritisiert, mit gön- nerhafter Anerkenng. bedacht werden, so heftig reagiert die junge Generation gegen entspre- chende Behandlg. unsererseits. Selbst die vor- behaltloseste Lobpreisung (Verhimmelung der Jugend!) zeigt ihre schädl. Wirkung darin, dass sie in d. Jugend d. Meing. zu Überbe- wusstheit, Selbstbespiegelung, an- masslicher Wichtigtuerei emporzüchtet. +) Dies alles auf Grund d. tatsache, dass das echte Lebensverhältnis d. Alten und Jungen durch objektivierende Reflexion getrübt ist. Aber noch eine zweite, ebenso grundsätzl. Er- wägung verbietet die objektivierende Haltung. Die Lebenssituation, in der sich beide Parteien befin- +) Z.B. die Literatur üb. Sexualität u. Erotik, die eine über- reizte Wachheit und d. Trieblebens ! 7 den, macht die distanzierende, prüfende Hal- tung zur Unmöglichkeit, bzw. zur Unwahrheit. Denn alle zumal junge Generattion, die dergestalt prüfend von einander Abstand nehmen, sind ja in Wahrheit in einer Gemeinsamkeit des u. d. / Verantwortung Wesens, des Schicksals aneinander ge- bunden, die diese Distanzierung unaus- führbar macht. Die absolute Andersartig- keit ist ja blosser Schein. Selbst bei der leiden- schaftlichen Absage bleibt die Jugend Geist spätere Geschlechter sehen das besser! vom Geist der Zeit, in die sie hineingeboren. Sie kann dies Teihaben so wenig verleugnen wie die leibliche Eingliederung in die Folge der Generationen. Aber auch die ältere Generation hat ja diesen Geist so wenig aus sich geschaffen wie die jüngeren. Wir alle atmen ja in einem Klima v. geistiger , die <...> Ein- zeldasein anzufangen und tragen; d. Geist d. Jahrtausende hat in uns auf- geschlagen. * Weil Jugend und Alter <..- ....> in einer Welt v. Gemeinsamkeiten atmen, fehlen die Voraussetzungen jener radi- Der Erkennende steht „ausserhalb“ d. Situattion d. konkreten Lage. die Subjekt – Objekt – Haltung aktualisiert werden könne. Im kleinen Masstabe das Gleich in d. Familie: auch hier ein „Diapasus“ d. seel. Exist. aus dem keiner sich radikal ablösen kann. Diese Gemeinsamkeit d. Wesens aber ist zugleich +) Staat ist grossartiges Beispiel dieses <....- ..>, wie die Romantiker wussten: Bund d. Genera- tionen: Gegenwart geteilt mit Vergangenheit u. Zukunft. 8 Wie früh <....> Jugend in sieheute hinein! eine solche des Schicksals! Heute verspüren gerade am u. im Staat! wir das deut je. Der ungeheure Druck d. polit. – wirklch. „Situation“ presst die Seele d. Alten wie d. Jungen. Wie sollte in d. Abwehr die des Schicksals die Ruhe und Reserve objekti- vierende Betrachtg. aufkommen. Wenn alte und junge Menschen, an eine Planke ange- klammert, im Ozean treiben, dann treibem sie nicht aneinander psychologische Studien, son- dern fügen sich dem gemeinsamen Schicksal ein - bzw. wenn sie aneinander ihren <...> psychol. Scharf- sinn üben wollten, würden sie sich dem Schicksal wenig gewachsen zeigen. Und aus dieser Gemeinsamkeit d. Schicksals folgt die Gemeinsamkeit d. Verantwortung. So lange man theoretisch forscht: was habt ihr dort falsch gemacht, welchen Anteil d. Schuld entfällt auf euch, weicht man aus dieser Ver- antwortg. des eigenen Selbst in die des anderen. Aber die Stunde höchster Gefahr verbietet uns die Schuld <...> und die schulmeisterliche Verrechnung d. Verantwortlich- keiten, sie ruft Kraft, jeden Jungen und je- den Alten, zur Verteidigung in Todesnot auf die Schanze (Hier ist jede Kraft nötig – gerade auch die verschiedenartige Kraft der Alten und der Jungen. Diese haben den Trotz, das , die die hoffende Zuversicht – jene die Verhaltenheit und Mässigung, das Warten- können, die Besonnenheit (bzw. sie sollen sie ge- ben) (Empirische Bestätigung dieser Gemeinsamkeit: Alte und Junge in d. Spanng. d. Gegenwart. Werden sie nicht unter d. Druck d. histor. Schicksals einander manchmal er- staunlich ähnlich – Inhalt u. Form d. polit. Kampfes z.B.: die expolsive Leidenschaftlichkeit des Forderns und Verschliessens, die unbedingt- heit des Glaubens, die fanatische Unduld- samkeit des Verfolgens und Verneinens: al- les dies sind doch Eigenschaften, denen wir von den Ältesten bis zu d. Jüngsten hin in mach- mal erstaunlicher Gleiförmigkeit beegn. wo bleibt da d. Möglichkeit v. Reserve und Distan- ziertheit!) So wachsen Alt und Jung miteinander, aneinander, anscheinende Weggenossen, Talgenossen, gegenspieler – wie können sie einander mit d. Kühle des erziehenden Be- trachters nahetreten. Jede Betrachtg. d. Ju- gend ist zugleich Selbstbetrachtung, jede Kritik zugleich Selbstkritik, jede Verhimme- lung zugleich Selbstverhimmelung. Wenn es so etwas wie prüfende Betrachtg. hier überhaupt gibt, dann ist die miemals Betrachtg. bloss d. einen Seite, sondern zugleich rückwärts ge- wandter Blick. Das Schiefe, und Unart – Verleitende der einseitigen Betrachtg. des Vis – a- Vis wird aufgehoben durch die Einbeziehung der eigenen Position. Jeder Blick 10 auf d. junge Volk ist Blick auf das geistige Ganze, das uns alle umschliesst. Dies der Sinn meines Themas: Besinnung auf den Lebens- zusammenhang, der Alte und Junge bindet. Nun aber hat diese Besinnung ja garnicht bloss theoret. Absichten. Wie jene „objektivieren- de“ Auffassg. Basis prakt. (pädagog.) Folgerungen war, so geht es auch hier um die Gestaltg. eines prakt. Lebensverhältnisses. Aber Sinn und Richtg. d. Betrachtg. wandeln sich im Tiefsten. Dort handelte es sich darum, zwei „Parteien“, die einander äusser- lich nahstreben und voneinader „Kenntnis“ nehmen, auf Grund solcher Erkenntnis zu- einander -, zusammenbringen – hier geht es darum, zunächst einmal sich der ursprüng- lichen, tiefliegenden Gemeinsamkeit zu ver- sichern, die die „Parteien“ auch dann zu- sammenhält, wenn sie nichts voneinander wissen wollen, und nun von diesem Bewusstsein des Ganzen aus das Verhältnis der einander Gegenübertretenden zu bestimmen und zu ordnen. Aus dieser das Ganze umfassenden Besinng. ergeben sich dann erst die für beide Teile, für Alte und Junge massgebenden Folgerungen. Sie sind es nun, die ich zu entwickeln versuche. Wir beginnen billig mit uns, den Älteren, und fragen uns: welche Haltung wird uns durch eine Erforschung der konkret. nahe- gelegt? Zuvorderst etwas Negatives: die Ge- meinsamkeit der Sitation verbie- tet es uns, der Jugend in derjenigen Haltung gegenüberzutreten, die man früher vielfach im Sinne hatte, wenn man d. Wort „Autori- tät“ gebrauchte: in der Haltung, als ob wir im Unterschiede v. d. Jugend im Besitz einer felsen- festen Gewissheit und Zielsicherheit seien, als ob die Jugend in dies. Hinsicht bei uns Anlehnung 11 suchen und finden könne. Ich meine das in doppeltem Sinne: einmal: Gewissheit darin, „wohin die Reise geht“ – mit d. Zukunft v. Kultur, Gesellschaft, Staat usw. Wir segeln allesamt, Alt wie Jung, ins Ungewisse. Wenn wir so tun, als wissen wir d. Kurs, so glaubt uns das kein Junger. Also bekennen wir uns zu Wagnis und Ungewissheit! Aber auch in dem prinzipi- ellen Sinn: wir haben keine Sicherheit des Norm- bewusstseins, der Werthaltungen, der Weltdeu- tung. Wir sind das des Übergangs und Wandlung der Umwertung mit allen Wagnissen, Gefähr- dungen und Möglichkeiten d. Selbstvernichtg. – aber auch mit aller Spannung und Erfüllt- heit d. geschichtl. Stunde. Wir suchen im Dun- keln d. Weg. Wenn wir Sicherheit des Wertbewusstseins zur Schau tragen, so ist das Pose, im günstigen Falle Selbstehrg. im schlimmeren Täuschung d. an- deren. Warum heute d. gegen „<...alis- mus>“ u. dgl.? Weil diese grossen Worte, durch Fest- reden und Leitartikel abgenutzt, vielfach dazu herhalten müssen, die innere Unsicherheit zu maskieren. Hier tut Bescheidenheit und Nüch- ternheit not und Absage an eine anspruchsvol- le Phraselogie, deren Leere d. Jungen durchschaut Schluss mit d. „“. Wenn wir in Rede und Haltung uns als Suchende beken- nen, werden wir uns aber mit d. Jugend finden, als wenn wir die Überlegenheit des Wissenden mar- kieren 12 Ungleiches hier. Forderung fühlt <.... ....- ...> u. verzicht auf autoritäre Überlegenheit? d. älteren Generation? Weit gefehlt! Nicht dies ist gemeint, dass die alten Generation aufhören solle, sich als ein Beson- deres im Lebenszusammenhang zur Geltung zu bringen! Besinnung auf die Gemeinsamkeiten auf v. Schicksal und Aufgabe ist nicht: For- derung des Einerlei, Aufhebung aller Unterschie- de. Im Gegenteil: gerade aus der Besinnung auf das Ganze folgt mit Notwendigkeit die Herausdifferenzierung der Sonderfunktionen. <.... ....> hat die alten Generation die ihr vor- behaltene, nur durch sie zu erfüllende Sonder- aufgabe, nur dass diese Aufgabe ihr be- sonderes, situationsbedingtes Gesicht hat! Und es ist leicht zu zeigen, dass gerade diese besondere Aufgabe heute v. d. älteren Generation weithin übersehen und vernachlässigt wird. Ich sagte soeben, dass Alte und Junge heute einander vielfach so ähnlich seien. Frage: diese Angleichung mehr in d. Richtung auf die Jungen oder auf die Alten? Mir scheint, durch- aus in d. erstern Richtung! Das, was in Kopf und Herz d. Alten gegenwärtig vor sich geht, das, was sie sagt und tut, wenn die grossen Lebensfragen zur Diskussion stehen, erweckt manchmal d. Eindruck, als habe d. Zustand d. Pubertät auf die Älteren übergegriffen. Die Hemmungslosigkeit der Entladungen, die Neigung zu gefühlartigen Explosionen, hinter denen keine entsprechende Energie steht, die ! bilität>, die Wirklichkeitsentwandlung in Wünschen, Hoffen und Fordern, die Labilität d. Seelenlage, das Schwanken zwischen Extremen, den Radikalismus des Forderns – alles dies sind doch typisch ju- gendliche Züge, so dass eigentlich die Jugend ihre helle Freude an diesen Köpfen und aufwallenden Herzen haben müsste. Nun ist ja leicht zu erkennen, worauf diese Anglei- chung beruht: die ungeheure Unsicherheit und Angespanntheit der Zeit versetzt gewisser- massen alle Zeitgenossen in die seelische <...- sphäre>, in der zu normalen Zeiten nur der Jugendliche sich findet. Die Zeit fiebert sich in fast hysterischer Erregtheit in einen neuen Lebenszustand hinein (ein düsteres Seitenstück der gleichfalls pubertätsartigen Renaissance – Psychologie:) Aber trotzdem ist die Frage am Platze, ob nicht eine ältere Generation, die sich so dem Erregungszustande überlässt, gerade dadurch den ihr zugewiesenen Anteil am Gesamtleben vernachlässigt. Was soll uns eine über altete jugendl. Seelenzustände. Gerade tut die Besinng. auf die d. Älteren not! Was ist der ihr abzufordernde Anteil am Gesamtleben? Ein Anteil, den auch und gerade die Gemeinschaft des Staates fordert? Ich sehe das wahrhaft Tragische darin, dass dieser in Pubertätszustände in einer Gesamtsituation unseres Volkes und Staates stattfindet, die diese Leidenschaft die völlige und baldige Befriedig versagt und 14 versagen muss. Es will mir scheinen, dass unsere Lage gerade die Tugenden und spezifi- schen Haltungen des reifen Seins, der Männlich- keit vor allem fordert. Heroische Taten grossen Stils, Entladungen, die mehr sind als Stim- menexplosionen, leuchtende <...> - alles der- artige ist uns versagt. Die furchtbare Zwangslage unseres Volkes einfach keinen Raum. Wir sitzen in der Enge, und alles Aufbegehren hilft nichts. Was tut in dieser Lage not? Zusammen- gebissene Zähne, ausharrende Geduld, ein Wille mit langem Atem, Selbstbemeisterung, Arbeit unscheinbaren auf lange Sicht, Genügen keinen, allmählichen //<...> - lauter Dinge, an denen eine leidenschaft- lich erregte Jugend es sich nie und nimmer genug sein lässt. Lässt sich nun auch die ältere Generation in den jugendl. Seelenzu- stand hineinreissen, dann tritt ein völliges Vacuum ein gerade an der seel. Energien, die die Lage von uns fordert. Eine Zeit, die nach den tugenden d. Reife verlangt, findet nur die Wallung d. Jugend vor! Hier muss d. Alter sich auf seine Aufgabe besinnen; hier liegt seine positive Aufgabe: wenn wir als Ältere nicht im Stande sind, die Wege des Schicksals zu se- hen und die Ziele zu weisen, so müssen wir doch die seelische Haltung pflegen und bewahren, ohne die das Schicksal nicht bestanden und kein Ziel verwirklicht werden kann. Mass, Besonnen- heit, Zähigkeit, Geduld! // Denke an Deutschland nach d. 30jähr. Kriege! 15 Und noch in einer zweiten Hinsicht sollen wir mässigend auf die Bewegg. d. Zeit und auch der Jugend einwirken! Der jugendliche Radikalis- mus des Forderns. Bejahen und Vernei- nen wirkt sich u.a. in einer besonders cha- rakteristischen und verhängnisvollen Form aus: als Fanatismus der Ablehnung und Verhetzung des Andersdenkenden, als Unduldsamkeit und Selbstgerechtigkeit. Man erblickt im Andersdenkenden den bösen Feind, Das Bild verzerrt sie zu höllischen Grimassen ein satanisches Prinzip, das vertilgt werden muss. Die Stimmung der Kreuzzüge, der Religionskrie- ge lebt in solcher Unbedingtheit als Kehrsei- te der Gläubigkeit. Wir können und sollen diesen Fanatismus d. Abstraktion am jungen Volk verstehen und verzeihen, weil er dem Le- bensstande entspricht. Aber schlimm ist es, wenn die Alten, statt dieser die Reife und Weltoffenheit des mass- voll gewordenen Menschen ent- gegen zustellen, sich in diese Wege der Wut und des Hasses hineinreisen lassen. Gewis ist der Handelnde, auch der erwachsene Handelnde, „immer ungerecht“ (Goethe) Aber es gibt doch neben dem Handeln auch die Besin- nung. Und gerade die Sache der Älteren muss es sein, dieser Besinnung Mass, Gerechtigkeit und Sachlichkeit ihr Recht zu ver- schaffen. Um es kurz und deutlich zu sagen: in <...> Zeiten wie heute, sollen die Älteren die Wächter und Hüter der „Humanität“ sein. 16 Humanität steht heute einzig im Kurse. Man <...> sie kurzerhand = Humanitätsdusel und meint damit: Willenlosigkeit, charakterlose Indifferenz, schwächliche Duldsamkeit für ! alles und jedes Tatenlosigkeit. Wenn echte Humanität wirklich dieser ihrer Zerrform gleich- käme, dann allerdings müssten wir Alten uns hüten, den Gedanken d. Humanität zu vertreten. Aber sollte wirklich alles das un- wahr oder eine Vortäuschung sein, was unsere erlauchteren Geister mit diesem Namen bezeichnet haben? Und sollte wirklich das Le- ben unseres Volkes im gegenwärtig Augenblick das entstehen können oder gar als shädlich Gift ausstosen müssen, was unser Jubilar Goethe als Humanität verstand und lebte? Man blicke hier auf die fanatische es verstehen, wenn die Jugend unter dem furchtbaren Druck d. Aussichtslosikeit und des Mangels wild um sich schlägt und den Gegner nicht, an dem sie ihre Verzweifelung abreagieren kann – aber wir Äteren dürfen es ihr in d. <...losigkeit> d. Entladungen nicht 17 gleichtun! Unser Anteil ist: Mässigung, Zügelung, Sittigung, bewirkt nicht <...> Predigt, sond. durch die eigene Lebenshaltung. Humor als wesentl. Humanität In dem hier Ausgeführten liegt der In- halt der „A....“>, die wir als Ältere auch heute noch ein zusetzen haben: die Autorität des reif gewordenen Menschen. eine merkwürdige Umkehrung d. Rollen: dereinst problemetisierte die Jugend die allzu selbst- sicher gewordene Welt d. Alten – heute müss die Alten die allzu selbstsicher (in sich ver krampfte) Welt d. Jungen problematisieren d. n. vor vorzeitiger Verhärtungen und Dogma- tisierung schützen; <...> ein Kampf für die Jugend! Und wir werden und müs- sen mit dies. Einwirkg. Erfolg haben, weil die zur Schau getragene Sicherheit d. Jugend nicht echte, in sich ruhende Selbstgewissheit ist;son- dern Verkrampfung, aus Nor und Druck geboren, Flucht vor d. Qual d. Ratlosigkeit und den Angründen des radikalen Zweifels, ja der Verzweiflung. Nun habe ich in Umkehrung d. alten Be- trachtungsweise, nur wenig v. d. Jugend und fast nur v. d. Alten gesprochen. Und das ist <...> so. immerhin: was folgt aus d. Würdigung d. Gesamtsituation f. d. Jugend? Das kann kurz und deutlich gesagt werden. 18 Einmal: auch wir wollen nicht Objekt d. Jugend sein, wollen nicht betastet, klassifizeirt, , mumificiert sein. Wir wollen das Lebensverhältnis und die in ihm gegrün- dete Sonderfunktion anerkannt sehen. Keine historische Stunde und am wenigsten die jetzige kann die Kooperation der Genera- tionen entbehren. Die Stunde hat uns alle nötig, und wir haben ein ander nötig Die Jugend gebe und d. , die Zuver- sichtheit, den Idealismus eines Wollens, das sich niemals d. Umständen beugt, die Lebensfrische u. d. Lebensmute – und sie nehme von uns die ausharrende Geduld, + die Mässigung und die weltoffene Menschlichkeit. Dann, aber <...> nur dann werden wir zusammen die weltgeschichtl. Probe bestehen! + Verhaltenheit, Warten können, Selbstsucht. V 0001 b) undatiert 1 Variationen. Altes und neues Problem! „Jugendbewegg.“ Programmation u. Organisation. Subjekt – Objekt – Spaltung. Parteien. Denken „in Generationen“. „19. Jhdt.“ Aktivismus u. Politismus verschärfen. In und ausser Familie. „Weg mit d. Alten“. Schuldfrage. Kritik: Bedenklichkeit d. Subj. Obj. Spaltung über- haupt. „Tiefenpsychologie.“ Besonders im Verhältn. z. Jugend – auch bei Lobpreis! Überwache Reflexion. Sexualität: Unwahrheit d. Subj. – Objekt Spaltung. Zerstörg. des Lebensverhältnisses keine „Ablösung“! Anteil jeder Alterstufe Gegensatz ist Ausdruck d. Gemeinsamkeit ! Kontinuität in d. ! Gemeinsamkeit der überdauernden „Wahrheiten“, Aufgehobensein der Vergangenheit. Gemeinsamkeit des Wesens! Väter und Söhne 19. Jhdt. „Krisis“ Gemeinsamkeit des Schicksals. Der histor. Wandel geht durch alle hindurch! Die Fraglichkeit u. Unsicherheit d. Lage (Vorgesiegelte Sicherheit) Gemeinsamkeit der Verantwortung. Keine Schuld- schnüffelei: alles auf d. Schanze! 2 Verteilung d. Aufgaben. Die Lage verlangt d. Tu- genden d. Reife u. d. Trotz d. Jugend. Jugend: Aufbegehren gegen d. Druck d. Not. Verzeihlich die Leidenschaft d. Kampfes. „Abrea- gieren“. Aber: die ist pubertätswidrig! Hier müssen d. Alten einspringen! Geduld, Zähigkeit, Selbstzucht. Mässigung d. polit. Feindschaft. Leider zu oft d. Gegenteil. Intentilismus. Folge: die >Religions....timung>, die „Kund- gebung“, die Verpöbelung. „Humanität“. Goethejahr! Humor. „Geist“ gegen „Barbarisierung.“ Problematik wach halten! „Idealismus“ nicht nur Fassade! Dies die „Autorität“ d. Alten. Weder frucht- barer Protest noch Nachlaufen. Weggenossen! V 0001 c) undatiert 1 Spanng. zw. d. Generationen. Staat = Generationen- gemeinschaft. Änderung d. Betrachtungsweise. Jugend „Objekt“. Abstand. Andersartigkeit. Jugendbewegg. und Jugendpsychologie. „S. O. – Spaltung“ Gleiche Haltung d. Jugend „Erwachsenenpsychol.“ Aber: diese Parteien stehen im Lebensverhältnis! Variationen: Bewunderung, Indifferenz, Verurteilg. Bei d. Jugend: Kritik! Die Alten haben pädagog. Pflichten: wie „behandeln“? Jugendpsychologie als Basis d. „Jugendpädagogik“ Erwachsenenpädagogik blieb aus. Mein Thema entspricht nicht dieser Haltung. Fal- sche Ausgangssituation. Gerade am Staat zu demonstrieren! Zumal heute I ) Allgemein: ist Lebensverhältnis = S. O. – Relation? Distanzierg. u. Reserve !Ich will nicht „Objekt“ sein Beispiele. Gegenseitigkeit. Objekt ist „leidend“. So / doppelt unterstriche = rot auch wenn Lobpreis folgt. O auch im Verhältnis zur Jugend, gerade wegen reifend-unsicherer Persönlichkeit. Selbst Lobpreisg. zeigt schädl. Wirkg. Beispiele: „Erotik und Sexualität“. Selbstbespiegelung II ) Zweitens: die Lebenssituation. Der Betrachter steht draussen“. Hier aber: Gemeinsamkeit. 1) des Wesens. Selbst bei leidensch. Absage Zu- sammengehörigkeit. Leiblich und seelisch. Klima“ Geist d. Jahrtausende Staat! „Gegenwart“. Daher keine „Spaltung“. 2 2) des Schicksals. Heute gerade am Staat deutlich. Planke im Ozean! 3) der Verantwortung. Nicht Schuldschnüffelei, son- der: alles auf die Schanze! Reifen aneinander und miteinander. Wegge- nossen. Daher meine Themafassg! _________________________________________ Praktische Absichten dies. Selbstbestimmg. Geänderte Richtung. Nicht: zwei Parteien zusam- menbringen, sondern: aus Gemeinsamkeit heraus- differenzieren. Welche Folgerungen? Beginn m. d. Älteren. Negativ: Verzicht auf eine bestimmte Art v. „ Autorität“, Gewissheit in doppeltem Sinne. Kein „Idealismus“, grosse Worte „Führertum“. Suchende Geschlecht d. Übergangs Einwand: Selbstausschaltung d. Alten? Keine Einerleikeit! Situationsbedingte Sonder- aufgabe d. Alten, heute weithin verkannt! I Ähnlichkeit d. Alten und Jungen in Richtg. | auf letztere. Pubertät. Labilität, <...stabilität>, mit | gekennzeichnete Zeilen = | Hemmungslosigkeit, phantastische Wirklichkeitsfremd- mit einer großen Klammer verbunden | heit, Radikalismus. Folge der Zeitlage. Der Ju- | gend zu verzeihen. Auch d. Alten? Gerade im | Staat zeigt sich ihre Sonderfunktion! | | Tragisch: Pubertätszustände in pubertätswidri- | ger Situation. Diese verlangt die Tugenden des Reifen, | der Männlichkeit. keine heroischen Entladungen | in uns. Zwangslage. zusammengebissene Zähne (30 jähr. Krieg!) Das ist nicht jugendlich. Dies die d. Älteren. Erfüllt? 3 II Zweite Form d. Mässigung: Radikalismus ist Fanatismus des Verdammens, Unduldsam- keit. Kreuzzug, Religionskrieg. Höllische Grimmas- se. Dem jungen Volk zu verzeihen. „Abreagieren“. Aber auch d. Alten? Zwar d. Handelnde ist stets „ungerecht“. Aber er gibt auch: Besinnung! Humanität (Goethejahr) Nicht die Zerrform! Siehe unser Volksleben. Und dazu: Humor! Dies ist unsere „Autorität“, die wir leben müssen. „Problematisieren“ ist heute uns. Sache! Gegen Verkrampfung! Und die Jugend? Auch wir wollen nicht „Objekt“ sein. Wir Trotz, Mut, Frische – Besonnenheit, Mass, Ge- duld. Dies d. histor. Stunde! V 0001 d) 1932 Umschlag: Alte und junge Generation (Rundfunk 1932 Berlin) 1 Ewigkeit des Generationen-Gegensatzes. Wandel d. kulturell. Lebens verzichts. besonders in d. Ablösung d. Generationen. Wesentliche Verschärfg. seit 3 Jahrzehnten. Grund all- gemein: Krisis d. Kultur“. die bes. d. Jugend d. Seele erregt ( Pubertät als Kultur – Auseinandersetzg.) Speziell: 1. Jugend schliesst s. durch Organisation und Selbstverarbeitg. zusammen. Jugend wird Programm. „Jugendkultur“. Kollektive Kritik an d. Kultur und an d. Erwachsenen als Träger dieser Kultur. Die alten Gene- ration wird „objekt“. Notwendiges Seitenstück: die Jugend wird Objekt, weil sie sich so abhebt, eine eigene „Lebens- form“ wird. Es entsteht: „Jugendpsychologie“. Zwei Partei- en. Dies die Lage bis etwa Mitte des 3. Jahrzehnts. Abermalige Verschärfg. seit dem! Die „Jugendbeweg.“ war in ihrer kritischen Haltg. vorwiegend . Sie ging dem aus d. Wege. Eine literarische Revo- lution, utopisch-romantisch. Nun abern der Pendel- schlag hinüber zum aktivis Realismus und Aktivis- mus . Der war bis dahin mehr Sache der proletar. Ju- gend gewesen. Jetzt auch d. bürgerl. Jugend davon ergriffen. Ablehng. v. Romantik, Problematik, Kultur- flucht: zur Tat, hinein ins moderne Leben, die Welt Beschränkung verwandeln! Das bedeutet: <...> Eintauchen, Grundlich- keit, Vereinheitlichg. zwecks Stosskraft, gegen allen Indi- vidualismus („Liberalismus“) Einigung mit d. stärksten Realität, der Politik, unter freudigsten Ent- gegenkommen der Parteien. Aufsteigen d. polit. Jugend- träume. Werbung und Seelenfang im zarteren Alter. Für das Verhältnis d. Generationen war dies in den Falle ohne Gefahr, wenn alte und junge Men- 2 schen am selben Strang zogen. Das war aber oft nicht d. Fall. Dann aber strömt in den gegensatz die Lei- denschaft des Poltischen ein. Vor allem aber: jene d. Generationen im Ganzen nehmen sie Form d. politischen Gegensatzes an. Man dachte nur noch „in Generationen“. Jede Generation hat, wie sich sie biolo- gisch nur ihre Lebensziel ausfüllt, es auch „ihre“ Wahr- heit, „ihre“ Sittlichkeit, „ihre“ Politik. Ist ihre Zeit abgelau- fen, so ist dies alles eben auch erledigt, und an seine Stelle hat die „Wahrheit“ der jungen Generation zu treten. Schon die Jugendbeweg. hatte so vom „19. Jhdt.“ gesprochen. Jetzt bekommt alles, was v. d. älte- ren Generation stammt, d. Stempel „erledigt“ aufge- prägt. „Wir sind an d. Reihe!“ Bejaht werden nur die Alten, die bereit sind, d. neuen Kurs zu bejahen. Widerspruch dies. Parteiung zur Wirklichkeit jeder und ganz besonders unserer deutschen Lage. Kultur (wie Wachtposten!) bebt nicht so, dass die Generation ein ander „Ab- lösen“, sondern sich ständig „überschneiden“. Biolo- gische und kulturelle Kontinuität. Alle Alterstu- fen leben zugleich. Und alle haben ihre besondere Funktionn im Ganzen d. Kultur. Es ist ungesund, wenn irgend eine Stufe verkümmert od. zu kurz kommt. D. Gegensatz d. Generation ist <....> an ihrem Zusammenspiel. Heute mehr denn je! Ge- meinsamkeit a) des Wesens als Kontinuität im Wandel d. Generationen, f. jeden histor. Rückblick bemerkbar. Sie biergt die „Wahrheiten“, die d. Wandel d. Generationen überle- gen sind (gegen die falsche Relativierg. v. Wahrheit, Sittlich- keit, Politik u. dgl.) – b) des Schicksals u. d. Verantwor- tung. Niemal so wie heute! Sie ist Gemeinsamkeit d. <...> Unsicherheit und Gewagtheit d. „Krisis“ (über die sich d. Jugend mit forcierter Zuversicht, Gläubigkeit zu täuschen sucht.) 3 tät trägt die „Wahrheiten, die d. Wandel der gene- rationen überlegen sind. Falsche Relativierg. v. Wahr- heit, Sittlichkeit und dgl. In dieser Kontinuität ist auch die Aufgabenverteilg. Krisis“ d. Generationen begründet. Etwa in d. heutigen Lage: das stürmische Aufbegehren, der hektische Trotz, das gläubige Vertrauen: das sind d. geforderten Reak- tionen d. Jugend. Aber können sie alles machen? Verlangt die Lage nicht auch andere Tugenden? Besonnenes Urteil, Weisheit und Mässigung, aus- harrende Geduld, Planen auf weite Sicht, Wille v. langem Atem – dies alles sind die v. d. älteren Generation geforderten Beiträge. Und vor allem einzu- sehen, dass Deutschlands Kulturell, geistige Tra- dition nicht abbricht! Der moderne „Aktivismus“ diese Überlieferung z. grossen Teil. Er will „un- unkompliziert geistig“ sein, um stark sein zu können: primitiv und heldisch. Aber eine solche gewollte läuft auf gewollte Barbarei hinaus. Unendl. Ab- stand zwischen gewollter und naiver Primitivität. fehlt die „Unschuld“ – sie trägt d. böse Ge- wissen und d. üblen Instinkt d. Spätzeit in sich. Gew D. Schäden d. Geisteströmen nicht d. Ungeist. sond. nur d. Geist überwunden werden. Hier muss die ältere Generation als Wahrerin d. Überlieferg. auf d. Posten sein. Ist sie so? Notwendige Frage d. nebst <....> an die andere: Ich finde, d. Auf- stand d. Jungen ist z. Teil darauf zurückzuführen, dass es d. ältere Generation ihren Anteil am Gesamt- 4 kein Zutrauen zu ihrer Sache! leben d. Kultur nicht überzeugend genug zu vertre- ten wusste. innere Unsicherheit kann sich so wohl in kraftlosen Protest gegen die Jugend als auch in kritiklosem Nachlaufen hinter d. Jugend zeigen. An beiden hat es sowohl z.Zt. d. Jugendbewegg. als auch heute nicht gefehlt. Nichts nimmt dem Alter sicher den Einfluss auf d. Jugend als – ein krampf- Nicht d. Anschluss verlieren! haftes Jung-sein-wollen ! Es ebent damit genau so wie mit d. gewollten Barbarei: „Grimmasse, Karri- katur“. deshalb Apell an die Älteren „Sei sel- ber“! Mass, Reife, innere Kultur, echte Humanität. Einer älteren Generation, die in diesem Sinne „alt“ ist, wird d. Jugend auf d. Dauer nicht in Ab- lehnung gegenüberstehen.