Bemerkungen | Dokumentenabschrift: Lieber Herr Litt!
Nachdem ich den Eckermann seit vorigem Mittwoch ergebnislos - aber nicht nutzlos - durchstöbert habe, entdecke ich, daß Goethe die Äußerung über Altertumsstudium und Naturwissenschaft Riemer gegenüber getan hat: Gesamtausgabe von Goethes Gesprächen (1909/ II) Nr. 1126, in der Inselausgabe (Auswahl) der "Gespräche ohne die Gespräche mit Eckermann" Nr. 679:
"Schon fast seit einem Jahrhundert wirken Humaniora nicht mehr auf das Gemüt dessen, der sie treibt, und es ist ein rechtes Glück, daß die Natur dazwischen getreten ist, das Interesse an sich gezogen und uns von ihrer Seite den Weg zur Humanität geöffnet hat."
Aus den Gesprächen mit Eckermann wäre das vom 10. Jan. 1825 (Inselausg. S. 146) heranzuziehen:
"Was .. Das Griechische, Lateinische, Italienische und Spanische betrifft, so können wir die vorzüglichsten Werke dieser Nationen in so guten deutschen Übersetzungen lesen, daß wir ohne ganz besondere Zwecke nicht Ursache haben, auf die mühsame Erlernung jener Sprachen viele Zeit zu verwenden."
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Auch die von mir erwähnte Stelle über C. G. Jung habe ich gefunden. Sie steht bei W. Röpke: Die deutsche Frage 3. Aufl 1948, S 96 Anm. 9:
"Eines der erstaunlichsten Beispiele bietet der Schweizerische Psychiater C. G. Jung, der sich 1933 breit fand, die ihm von den Nationalsozialisten zugedachte Rolle eines Präsidenten der gleichgeschalteten Deutschen Vereinigung für Psychotherapie anstelle des zurücktretenden Professors Kretschmer zu übernehmen und die erste Nummer des gleigeschalteten Zentralblatts für Psychotherapie (Dezmeber 1933) mit einer der Nazi-Ideologie schmeichelnden Einführung zu versehen, dann aber im Jahre 1945 dasselbe wissenschaftliche Prestige in den Dienst einer rohen und ungerechten Verurteilung des deutschen Volkes stellte." Vgl. auch Alexander von Muralt: C. G. Jung und der Nationalsozialismus, Neues Winterthurer Tageblatt 14.2.1947."
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So! nun habe ich meine Versprechen gehalten, und es bleibt mir nur noch übrig, Ihnen für Ihre beiden schönen Vorträge zu danken. Es hat meine Frau und mich gefreut, daß beim zweiten der Raum groß genug war.
Vielleicht schicke ich Ihnen nächster Tage einen kleinen Artikel zu, den ich zur Bildungsfrage geschrieben habe. Mich soll wundern, ob Sie mit allem einverstanden sind.
Herzlich grüßt Sie, auch von meiner Frau,
Ihr Otto Grüters; von: Grüters, Otto an: Litt; Ort: Düsseldorf |