| Bemerkungen | Dokumentenabschrift: Zuschrift veranlaßt durch einen Leserbrief Litt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 23.04.1958: Politisierung der Hochschulen.
Sehr geehrter Herr Professor!
Aus vollem Herzen stimme ich Ihrem Leserbrief in der FAZ vom 23.4. zu, den ich eben mit Begeisterung gelesen habe. Schon als die 18 Physiker ihren Aufruf aus Göttingen veröffentlichten, machte mich die darin enthaltene Grenzüberschreitung stutzig. Vor wenigen Tagen sprach hier in einer versammlung der SPD der Mainzer Physiker Prof.Dr. Bechert, M.d.B., gegen die Atombewaffnung, nach dem Pressebericht nicht immer in der Höhenlage eines Wissenschaftlers. Wo soll das hinführen!
Die Logik Ihrer Gegenüberstellung von 1933 und 1958 ist unwiderlegbar. Besonders dankenswert Ihr Hinweis am Schluss, wie leicht im Gegenschlag die Politik in die Hochschulen einziehen kann (wozu wohl auch schon die Anfänge gemacht sind). Bei allen Stellenbesetzungen und Massnahmen in der öffentlichen Verwaltung und besonders im Schulwesen spielen schon Parteipolitik und Konfession eine unheilvolle Rolle, sie beginnen auch in der Privatwirtschaft wirksam zu werden. Es fehlte gerade noch, dass solche Strömungen in Breite auch in die Hochschulen einziehen!
Ausführungen wie die Ihrigen sind in der Öffentlichkeit natürlich nur überzeugend, wenn sie von einem Professor selbst gegeben werden. An Gegenbriefen wird es Ihnen freilich nicht fehlen.
Mit verbindlichen Grüssen
Ihr stets ergebener
gez. Alfred Jentzsch; von: Jentzsch, Alfred an: Litt; Ort: Bad Wildungen |
