Bestand:Privatarchiv Litt, Theodor
SignaturNA Litt, Theodor B 1-0572
TitelBrief von: Litt (Bonn) an: Braunbehrens, Hermann von
Enthälths; Brief 1 Blatt A4; Briefkopf: Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Bonn
Zeitvon1953
Zeitbis1953
BemerkungenDokumentenabschrift: Lieber Herr v. Braunbehrens! Dieses Unterliegens brauchen Sie sich wahrlich nicht zu schämen! ich gestehe, dass ich angesichts der von Ihnen ganz richtig geschilderten Sachlage wenig Hoffnungen hatte. Verlieren Sie den Mut nicht! Es geschieht jetzt so viel für das Volkshochschulwesen, dass Sie bestimmt einmal an geeigneter Stelle unterkommen werden. Sie wissen, dass Sie jederzeit auf meine Bereitschaft zu gutachterlicher Äusserung hinweisen können. Über die Leiden des armen Steger war ich schon durch ihn selbst unterrichtet. Auch ich habe Medikamente für ihn besorgt. Das Los des Armen bereitet mir wirkliche Pein. Ganz unschuldig ist er insofern nicht, als er den Entschluss, wegzugehen, zu lange hinausgezögert hat. Jetzt wird er schwerlich mehr loskommen. Es ist wirklich so: die Lose werden sehr ungleich verteilt. Das ist ja der Grund, weshalb ich die aus dem Munde der Theologen ergehenden Trostsprüche so schlecht aushalten kann. Kürzlich war ich zu einem Vortrag in einer jener evangelischen Akademien geladen, die den Zusammenhang der Kirche mit der "Welt" pflegen sollen. Mir wurde übel von dem salbungsvollen Gesäusel, das man von Morgen bis zum Abend zu hören bekam. Da ist mir die handfeste Frömmigkeit des katholischen Seelsorgers lieber. Der protestantische Geistliche wird heute durch sein Amt überfordert und gerät daher nur zu leicht in dies erbauliche Geschwätz hinein. Und die kulturpolitische Lage wird das befördern! Alle guten Wünsche für den nächsten Versuch und herzliche Grüsse Ihre Th. Litt; von: Litt an: Braunbehrens, Hermann von; Ort: Bonn