Bemerkungen | Dokumentenabschrift: Lieber Herr v. Braunbehrens!
Ich finde Ihre Bremer Darlegung ausgezeichnet und bin überzeugt, dass sie einen sehr guten Eindruck hinterlassen hat. Anzumerken hätte ich bloss Einzelheiten. So z.B.:
Ich habe mich immer dagegen gewehrt, wenn man die Erziehung als "Spiegelbild" bezeichnet. Sie ist immer mehr als blose Kopie des ohnehin Vorhandenen. Sie gehört den aufbauenden Kräften an - auch für den, der ihren Allmachtsschwindel für romatische Verstiegengeit hält.
Ich bin nicht sicher, ob das Neue, das Sie mit 1945 aufkeimen sehen, nicht z.T. schon Erbe bewegung ist. Die Abgrenzung des wirklich Neuen könnte m.E. noch schärfer durchgeführt werden (der neue "Realismus"!)
Die innere Antinomik des durch die neuzeitliche Gesellschaftsentwicklung geschaffenen Menschheitlichen Zustandes, die als solche zu sehen und zu bemeistern unsere Aufgabe ist (vgl. meine Schrift "Naturwissenschaft und Menschenbildung") könnte in ihrer Bedeutung für die Zielsetzung der V.H.Sch. noch schärfer herausgearbeitet werden.
Aber das sind Kleinigkeiten. Im Grundsätzlichen sind wir einig.
Von der Gelsenkirchener Volkshochsch. kann ich jedenfalls so viel sagen, dass sie in der Bevölkerung einen Boden hat und gut subventioniert ist. Ich habe dort öfters gesprochen. Überhaupt sehe ich, dass doch immer wieder auch Vorträge gewünscht werden - jedenfalls im Rhein-Ruhr-Gebiet.
Unser Rudolf steht vor dem Assessor, vor dem ihm ein wenig graut. Von Eheabsichten ist - ich bedauere das - noch nichts zu merken.
Mit herzlichen Grüssen v.H.z.H.
Ihr Th. Litt; von: Litt an: Braunbehrens, Hermann von; Ort: Bonn |