Bestand:Privatarchiv Litt, Theodor
SignaturNA Litt, Theodor B 1-0555
TitelBrief von: Litt (Bonn) an: Braunbehrens, Hermann von
Enthälths; Brief 1 Blatt A5
Zeitvon1949
Zeitbis1949
BemerkungenDokumentenabschrift: Lieber Herr v. Braunbehrens! Als ich Ihren Brief empfing, da suchten meine Augen zuerst gierig nach Mitteilungen über a) Ihr Bein b) Ihren Magen und .... c) über Ihren Zigarettenkonsum! Ich wurde dreifach enttäuscht und hoffe dringend auf - hoffentlich recht günstigen - Nachricht. ("Im Nachgange zu ....") Ich freue mich sehr, dass Ihnen die Erleichterungen in Aussicht stehen, die die Umsiedlung nach R. mit sich bringen wird. Das Hin und Her ist für Sie und Beate doch ein schlimmer Kraftverbrauch. Ich wünschte, wir hätten eine ähnlich verlockende Veränderung in Aussicht. Aber wir sitzen immer noch in unseren vier Löchern. Übrigens hört man von vielen Volkshochschuleitern bewegliche Kollegen über rückgehenden Besuch. Die Grossädte sind einfach überfüttert, während die Mittelstädte entbehren und entsprechend empfänglicher sind. Übrigens hatte ich damals in Dortmund und Gelsenkirchen doch vor überfüllten Sälen zu sprechen. Die Art der Ankündigung ist manchmal nicht gleichgültig. Die "reaktionäre" Entwicklung ist in Bayern ohne Zweifel schlimmer als hier am Rhein - obwohl man auch hier manchmal Dinge zu hören bekommt, die einem das Blut zu Kopfe treiben. Ich zwinge mich dazu, gelassen zu bleiben - ohne aus meiner Meinung ein Hehl zu machen. Es gibt eben eine Art von Klotzköpfigkeit, gegen die kein Kraut gewachsen ist. Leider ist sie in unserem unglücklichen Volk besonders breit vertreten. Ich gebe mir jetzt grosse Mühe, Steger herüber zu ziehen. Der Entschluß scheint ihm entsetzlich schwer zu fallen. Und doch muss er dort drüben unfehlbar verkümmern. Sagen Sie bitte Frau v. Braun herzlichen Dank für die mir zugesandten Artikel über Th. Mann. Er hat ja nun unter dessen wieder einen Brief über West- und Ostdeutschland geschrieben, der es selbst den ihm Wohlgesinnten schwer macht, seine Sache zu verteidigen. Ich denke, Sie haben ihn gelesen. Die Tage in Eichhofen stehen mir als freundliches Bild vor Augen. Die Reise war sejr angenehm, und Don Hjalmar war mir ein anregender Reisebegleiter. Ob wohl eine Realität dahinter steht? Viele Grüsse Ihnen und Ihren Lieben Von Ihren Litten.; von: Litt an: Braunbehrens, Hermann von; Ort: Bonn