Bestand:Privatarchiv Litt, Theodor
SignaturNA Litt, Theodor B 1-0540
TitelBrief von: Braunbehrens, Hermann von (Regensburg) an: Litt
Enthältms; Brief 1 Blatt A5 - Durchschlag
Zeitvon1948
Zeitbis1948
BemerkungenDokumentenabschrift: Hochverehrter Herr Professor! Ihre Karte mit der Ankündigung Ihres in Aussicht genommenen Besuches bei uns hat große Freude beiuns ausgelöst! Wir freuen uns sehr auf das Wiedersehen mit Ihnen und werden uns bemühen, Ihnen zwei recht gemütliche und erholsame Tage in Eichhofen zu bereiten! Schade nur, daß Sie bloß zwei Tage erübrigen und nicht lieber nach Ihrem Münchner Vortrag übers Wochenende hierher kommen können! Aber wahrscheinlich haben Sie das alles schon aufs genaueste einkalkuliert und können schwerlich umdisponieren? So soll es uns also auch so recht sein, und ich werde versuchen, mich für zwei Tage in meinem Regensburger Amt beurlauben zu lassen. Was nun Ihren Vortrag betrifft, so habe ich lange hin und her überlegt, ob wir ihn ankündigen sollen oder nicht. Wie gerne ich selbst Sie wieder einmal sprechen hören würde, wissen Sie wohl. Nun haben wir aber leider in der letzten Zeit derartig schlechte Erfahrungen bezüglich des Besuches von Gastveranstaltungen gemacht, daß jede neue ein großes Risiko darstellt. Ein Risiko nicht so sehr im Hinblick auf das mögliche finanzielle Defizit - das wir aus einem eigens hierfür bereitgestellten Fond notfalls immer decken können -. sondern vor allem im Hinblick auf den illustren Gast, den wir womöglich vor einen halbgefüllten Saal stellen müssen! Die Menschen sind ja heute all so abgestumpft und müde, daß man ihnen kaum noch eine geistige Anspannung zumuten kann. Kurz und gut, ich weiß nicht recht, ob wir das Wagnis unternehmen sollen. Meine Frau, die in solchen Situationen meist das Richtige trifft, sagt: "Wenn Prof. Litt doch nur zwei Tage hier ist, und Du bist nicht sicher, daß Du ein volles Auditorium für seinen Vortrag gewährleisten kannst, dann steh lieber davon ab, denn ein halbgefüllter Saal wäre unter seiner Würde und könnte nur einen Schatten auf Euer Zusammensein werfen!" Ich glaube beinah, sie hat recht, aber ich möchte doch gerne noch einmal mit dem Leiter unserer Volkshochschule, Prof. Engert, darüber sprechen und die Entscheidung bis dahin noch offen lassen, falls Sie selbst unter solchen Umständen Ihre Zusage noch aufrecht erhalten wollen. Als Thema würde ich gegebenenfalls das zwiete (Sinn der Geschichte) vorziehen. Auf jeden Fall aber bin ich sehr glücklich über Ihren angekündigten Besuch und freue mich sehr auf eine ausgiebige Aussprache! Wir können hier in Eichhofen herrliche Spaziergänge machen, und eine Flasche Sekt für die Wiedersehensfeier am Abend haben wir bereits seit längerem zurückgestellt! Bitte schreiben Sie doch noch rechtzeitig, wann Sie am 13.4. in Regensburg eintreffen. (Möglichst vor 20.50 Uhr, weildann der letzte Zug nach Eichhofen fährt). Ihrer verehrten Frau Gemahlin unsere besten Empfehlingen und Ihnen selbst erwartungsfrohe Wiedersehensgrüße von Ihren sehr ergebenen; von: Braunbehrens, Hermann von an: Litt; Ort: Regensburg