Bestand:Privatarchiv Litt, Theodor
SignaturNA Litt, Theodor B 1-0541
TitelBrief von: Litt (Bonn) an: Braunbehrens, Hermann von
Enthältms; Brief 1 Blatt A4
Zeitvon1948
Zeitbis1948
BemerkungenDokumentenabschrift: Lieber Herr v. Braunbehrens! Die weiteren Stationen meiner Reise haben mir eine Reihe ebenso wertvoller wie lehrreicher Eindrücke beschert. Es war z.B. sehr instruktiv, die Lage Bayerns mit der in jeder Hinsicht günstigeren Würtembergs zu vergleichen. Wieder scheint es mir so zu sein, daß dieses Land in wirtschaftlicher wie auch un geistiger Hinsicht besonders gut abschneidet. In diesem Klima fühlt sich unsereiner wohl. Eine wahre Inkarnation dessen, was uns anzieht, ist der vortreffliche Bäuerle, in dessen Häuslichkeit ich sogar einen ganzen Tag verbringen durfte. Ich konnte mit ihm auch über Sie sprechen. Daß aus der Comburger Sache seiner Zeit nichts geworden ist, beruht darauf, daß Sie 1. kein Schulexamen gemacht haben 2. die württembergischen Verhältnisse nicht kennen. Er behält aber ein Auge auf Sie. Daß Schwaben für Sie erfreulicher sein würde, unterliegt keinem Zweifel. Es ist eben doch das alte Land der Sinnierer. Übrigens habe ich veranlaßt, daß Sie in das Kuratorium der erneuten deutschen Studienstiftung gewählt worden sind. Eine ganz vortreffliche Sache! Es war sehr lehrreich, daß der Vertreter Bayerns gleich wieder mit partikularistischen Wünschen kam. Frau Minister Teusch, die die Verhandlung sehr geschickt leitete, wußte die Sache gewandt abzubiegen. Hoffentlich haben Sie Freude an der Sache. An Herrn Borinski werde ich auch bei Gelegenheit schreiben. München bot im Zusammenhang mit Wenzl, Lersch, Dempf, Stepun, Klingner u.a. in geistiger und geselliger Hinsicht auch eine Reihe fortwirkender Anregungen. Überhaupt kehrte ich höchst befriedigt heim und hatte unendlich zu erzählen. Vor allem die Häuslichkeit von Familie Braunbehrens wurde eingehend ausgemalt. Und dabei gedachte ich in herzlicher Dankbarkeit alles Guten, das ich äußerlich und innerlich bei Ihnen und bei Ihrem Vetter, vor allem unter der wahrhaft mütterlichen Fürsorge Ihrer lieben Frau, genossen habe. Ich suchte nach Carossaschen Fraben auf meiner Palette, um Alt und Jung möglichst überzeugens hinzustellen. Wollen Sie bitte auch dem Herrenhaus sagen, wie gerne ich der dort verbrachten Stunden gedenke. Der Zweig, der mich angenehm beschäftigt hat, wird in wenigen Tagen an Sie abgehen. Hoffentlich haben Sie meine neue Schrift schon erhalten. Eichhofen wirkt als Anziehungspunkt fort. Seien Sie mit Ihrer lieben Frau und der kleinen Schauspielerin herzlichst gegrüßt von Ihren gez. R., A. und Th.Litt; von: Litt an: Braunbehrens, Hermann von; Ort: Bonn