Bestand:Privatarchiv Litt, Theodor
SignaturNA Litt, Theodor B 1-0526
TitelBrief von: Braunbehrens, Hermann von (Eichhofen) an: Litt
Enthältms; Brief 1 Blatt A5 - Durchschlag
Zeitvon1947
Zeitbis1947
BemerkungenDokumentenabschrift: Hochverehrter Herr Professor! Lassen Sie mich Ihnen nur schnell mitteilen, daß meine Frau am 3.3. zur Messe nach Leipzig kommt. Sie freut sich schon sehr auf das Wiedersehen mit Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin, und ich selbst nehme daran vollen Anteil und hoffe, daß diese neue Begegnung mir wiedr rechtviel Wissenswertes über Ihre persönlichen Lebensumstände einbringt. Leider wird der Aufenthalt meiner Frau nur wieder recht kurz bemessen sein, da meine Frau voraussichtlich schom am 6.3. um 15.30 Uhr wieder die Rückreise antreten muß. Wir hoffen vor allem, daß meine Frau Sie alle Drei gesund und nicht gar zu zermürbt von den Strapazen dieses Winters antreffen wird. Ich selbst stecke tief in der Arbeit und komme nicht viel zur Besinnung. Außer den täglichen Amtsgeschäften bin ich ganz durch Abhaltung von Vorträgen in Anspruch genommen. Bei meiner philosophischen Vortragsreihe in der Volkshochschule habe ich 82 Hörer, über deren Interesse und lebendiges Mitgehen ich freudig überrascht bin. Im dozieren bin ich bereits so geübt, daß ich im wesentlichen unabhängig vom Manuskript bin und frei spreche. Bei der Einweihung der Volkshochschule in Landshut traf ich vor 14 Tagen mit Prof. Lersch aus München zusammen, wobei die Rede selbstverständlich sogleich auf Sie kam. Dabei gab Prof. Lersch zu erkennen, daß die Fakultät in München sich noch keineswegs mit dem bisherigen Ergebnis ihrer Bemühungen um Ihre Berufung abgefunden habe, sondern bei dem neuen Kultusminister noch einmal einen Vorstoß in dieser Richtung machen wolle. Ich habe darauf erwidert, sie möchten sich in München dann aber auch beeilen damit, wenn sie nicht zu spät kommen wollten. Haben Sie von dem großen poltischen Kehraus gelesen, der kürzlich an der Erlanger Universität von den Amerikanern veranstaltet wurde und dem 75 Professoren und Universitätsangestellte zum Opfer fielen? Auch der Spranger-Schüler Hans Wenke wurde davon mitbetroffen, war aber schon vorher aus dem Universitätsverband ausgeschieden, da er nach Hamburg übersiedeln will. Nach den neuesten Bestimmungen kann er aber nicht in der britischen Zone als Dozent wirken, wenn er in der amerikanischen wegen politischer Unzuverlässigkeit ausscheiden mußte. Wenn die Universitäten sich unter diesen Umständen doch nur endlich dazu entschließen würden, Lehraufträge auch an begabte junge Gelehrte ohne Habilitation zu vergeben! Für heute beschließe ich damit mein Schreiben, hoffe aber sehr, gleich nach der Rückkehr meiner Frau wieder ein fruchtbares Gespräch mit Ihnen aufnehmen zu können. Mit den schönsten Empfehlungen an Ihre hochverehrte Frau Gemahlin von uns beiden und den herzlichsten Grüßen an Sie und Ihren Sohn! Wie immer Ihr treu und dankbar ergebener; von: Braunbehrens, Hermann von an: Litt; Ort: Eichhofen