Bestand:Privatarchiv Litt, Theodor
SignaturNA Litt, Theodor B 1-0523
TitelBrief von: Litt (Leipzig) an: Braunbehrens, Hermann von
Enthälths; Brief 1 Blatt A4
Zeitvon1947
Zeitbis1947
BemerkungenDokumentenabschrift: Lieber Herr v. Braunbehrens! Ihr Brief vom 15.12. brachte ja interessante Neuigkeiten! Dass Sie in Regensburg zugegriffen haben, war, glaube ich, trotz allem das Richtige. Heute zerplatzen sehr viele schöne Pläne als Seifenblasen. Und das wird, fürchte ich, immer häufiger der Fall sein. Die Enge des deutschen Lebens hat sich ja noch garnicht voll ausgewirkt. Viele ahnen auch noch nicht oder wollen nicht ahnen, was diese Enge für einen jeden von uns bedeutet. Die innere Entwicklung Bayerns mit derjenigen in unserer Zone zu vergleichen ist unendlich lehrreich. Hier wie dort tut man alles, um den Spalt mehr und mehr zu vertiefen. Übrigens hat sich hier meine Position spürbar verbessert. Man lässt mich nicht nur in Ruhe, sondern hofiert mich stellenweise geradezu. Dass es mir ferne liegt, daraus zu weitgehenden Folgerungen zu ziehen, brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Aber für den Augenblick ist es doch wesentlich angenehmer. Hambing ist immer noch nicht perfekt. Schwierigkeiten über Schwierigkeiten. zu Weihnachten haben wir recht kräftig gefroren. Es musste mancher Grog getrunken weden, damit die erstarrten Glieder sich erwärmten. Dabei haben Ihre beiden letzten Flaschen auch daran glauben müssen. Wir melden Ihnen das mit den Ausdruck herzlicher Dankbarkeit! Überschattet war uns das Fest natürlich durch die Tatsache, dass wir von unserem Alfred nach wie vor ohne Nachricht sind. Für Ihren freundlichen Glückwunsch herzlichen Dank. Ja, die Feier des 60. - das war wirklich eine herzerwärmende Sache! Wie sind die Teilnehmer von damals in die Welt zerstreut und wie übel ergeht es ihnen z.T.! Am besten hat es ohne Frage Jónasson. Steger sitzt nach wie vor in Frankreich. Reble hat jetzt in Halle eine ausserplanmäßige ao. Professur für Pädagogik bekommen, leider eine recht unsichere Sache. Daneben ist er als "Erzieher" in den Franckeschen Stiftungen tätig. Sehr anstrengend. Wir gedenken an der Jahreswende Ihrer und Ihrer Lieben in herzlicher Verbundenheit und senden Ihnen alle guten Wünsche. Halten Sie sich bitte in Ihrer Stellung so lange es ohne Vergewaltigung des Gewissens geht! Stets Ihr gez. Th. Litt; von: Litt an: Braunbehrens, Hermann von; Ort: Leipzig