Bemerkungen | Dokumentenabschrift: Hochverehrter Herr Professor!
Anbei übersende ich Ihnen einen kürzlich erhaltenen Brief Kroners, von dem ich weiß, daß Sie ihn mit größter Anteilnahme lesen werden. Mich hat er in mehr als einer Hinsicht tief und nachhaltig bewegt, nicht zuletzt weger der persönlichen Entwicklung Kroners von der Philsophie zur Theologie, von der er berichtet. Hier haben sicherlich ganz persönlich bedingte Erlebnismotive mitgewirkt. Auch die Tatsache, daß Kroner trotz allem eine Rückkehr nach Deutschland in Erwägung zieht, hat mich ähnlich beeindruckt. Ich bin stolz und glücklich, zwei solche Männer wie Sie und Kroner zu meinen Lehrern und väterlichen Freunden zählen zu dürfen, und ich empfinde das als einen reichlichen Ausgleich für alles, was das Leben mir sonst versagt hat! Bitte behandeln Sie den Brief diskret, denn ich weiß nicht, ob es Kroner lieb wäre, wenn sein Inhalt über unseren engeren Kreis hinaus bekannt würde. Auch um die Rückgabe der Abschrift darf ich Sie vielleicht noch bitten. In den wenigen Zeilen persönlichen Inhalts, die ich nicht mehr auf das Blatt hinaufbekam, berichtet Kroner noch davon, daß er seine sämtliche Habe - "alle Bücher, Briefe, Bilder, alles, alles!" verloren habe.
Für Ihre Karte vom 30.8., in der Sie so freundlich auf meine Pläne betreffs der Neuerstehung des "Lgos" eingingen, danke ich Ihnen herzlichst. Ihre Bereitschaft zur Mitarbeit hat mich mit großer Freude erfüllt, die durch die Einschränkungen, daß Sie für die nächste Zeit mit Ihren Publikationen alle Hände voll zu tun hätten, daß Sie vorerst keine Beiträge stiften könnten, nur wenig getrübt war. Wer von den deutschen Philosophieprofessor wäre wohl würdiger als Sie gewesen, die erste Nummer des neuen "Logos" mit einer Abhandlung einzuleiten! Aber ich bescheide mich und hoffe auf später! Anfang Oktober soll ich nach Tübingen kommen, um mit Siebeck alles Weitere zu beraten. Mir wäre es im Interesse der Zeitschrift doch sehr lieb, wenn die Herausgabe außer von mir noch durch einen oder zwei Männer von wissenschaftlicher Geltung besorgt werden würde, damit die "Prominenten" nicht die Nase rümpfen und sagen: "Na, wer ist denn schon dieser kleine Mann, der den Logos führen will..."
Hamburg erfreut mich sehr und ich drücke beide Daumen, daß es diesmal klappt!
Damit für heute in Eile Ihnen und Ihrer hochverehrten Frau Gemahlin unsere verehrungsvollsten Empfehlungen!; von: Braunbehrens, Hermann von an: Litt; Ort: Eichhofen |