Bestand:Privatarchiv Litt, Theodor
SignaturNA Litt, Theodor B 1-0513
TitelBrief von: Braunbehrens, Hermann von (Eichhofen) an: Litt
Enthältms; Brief 1 Blatt A5 - Durchschlag
Zeitvon1946
Zeitbis1946
BemerkungenDokumentenabschrift: Hochverehrter Herr Professor! Heute erhielt ich die erste Nachricht von Kroners, und zwar über den Verleger Siebeck von Frau Kroner. Professor Kroner selbst weilt z.Zt. in Cambridge und hat daher meinen Nach New York gerichteten Brief noch gar nicht erhalten. Wie mir Herr Siebeck mitteilte, hat Kroner sich zu seinem Plan der Neuherausgabe des "Logos" grundsätzlich zustimmend geäußert, zugleich aber seine Absicht bekundet, selbst im Hintergrund dabei zu bleiben. Was ihn zu dieser Entscheidung bewogen hat, weiß ich nicht genau, jedoch gebe ich die Hoffnung noch nicht auf, ihn wo möglich umzustimmen. Eine Zusammenarbeit mit Glockner hat er jedenfalls, wie nicht anders zu erwarten, entschieden abgelehnt, stattdessen aber den Wunsch ausgesprochen, daß Siebeck mich an der Herausgabe beteiligen möchte. Wie ehrend ich diesen großen Vertrauensbeweis empfinde, brauch ich Ihnen nicht zu sagen. Selbstverständlich würde ich mich dieser schönen Aufgabe auch mit besonderer Hingabe unterziehen. Am schwierigsten erscheint mir dabei nur die Überbrückung des Glocknerschen Interregnums, und diese ließe sich mit Anstand m.E. auch nur durch ein offenes Bekenntnis der Unrühmlichkeit dieses Zwischenspiels vollziehen. Ferner aber müßte man sich der Mitarbeiterschaft aller jener namhaften deutschen Geisteswissenschafter versichern, die sich nicht durch eine zweifelhafte Haltung gegenüber dem Nazismus desavouiert haben. Neben Ihnen denke ich da an F. Meinecke, E. Spranger, K. Jasper, W. Flitner, J. Ebbinghaus, G. Ritter und Weniger. Dann aber sollte man auch die emigrierten deutschen Gelehrten, also neben Kroner vielleicht Tillich, Cohn, Marck, Jäger u.a., um ihre aktive Mitwirkung bitten, um so die einzigartige Chance, die Zeitschrift zu einem wirklichen Organ internationaler Verständigung und gemeinsamer Geistesarbeit auszubauen, entschlossen wahrzunehmen. Endlich aber hielte ich für besonders wünschenswert die Heranziehung jüngerer Kräfte aus dem Schülerkreis der genannten Herren. Was sagen Sie zu einem solchen Plan? Würden Sie zu einer Beteiligung daran bereit sein? Wie maßgebend Ihr Urteil für mich ist, wissen Sie, und ich wäre Ihnen daher auch sehr dankbar, wenn Sie mir bald einmal ein paar Worte darüber schreiben würden. Erst dann möchte ich der Einladung des Verlegers zu einer näheren Besprechung des Planes in Tübingen Folge leisten. Übrigens scheint Kroner mit Tillich zusammen an derselben theologischen Hochschule in New York zu wirken. Von Tillich las ich kürzlich einen sehr interessanten und bemerkenstwerten Aufsatz über "Christentum, Wirtschaft, Demokratie" in der "Neuen Auslese", einer von den Amerikanern herausgegebenen deutschen Zeitschrift. Haben sich in Ihrer Lage inzwischen neue Aspekte eröffnet? Ich kann mir einfach nicht denken, daß hierin schon das letzte Wort gesprochen sein sollte. Inzwischen beste Grüße und verehrungsvolle Empfehlungen!; von: Braunbehrens, Hermann von an: Litt; Ort: Eichhofen