Bemerkungen | Dokumentenabschrift: Hochverehrter Herr Professor!
In meinem letzten Brief sprach ich von einem philosophischen Zwiegespräch, das mir aus meinen wissenschaftlichen Studien als Nebenfrucht erwachsen sei. Hier ist es! Wenn ich mir auch bewußt bin, daß ich Ihnen darin nichts Neues sagen vermag, so bin ich doch sehr gespannt auf Ihr Urteil darüber. Vor allem, was Sie zu der dialogischen Form sagen werden, die ich nicht nur der höheren Lebendigkeit halber gewählt habe, sondern die sich mir bei der Bearbeitung des Themas sozusagen von selbst ergab. Schon die beiden vorangestellten Leitworte sollen zum Ausdruck bringen, daß der gegenstand nur eine dialektische Behandlung verträgt. Im übrigen bin ich mir natürlich völlig klar darüber, daß ich das Thema in keiner Weise erschöpfend dargestellt habe. So hätte ich z.B. wenigstens kurz noch die Frage behandelt, was die Geschichte dem Philosophen an Einsichten zu bieten vermag, und im Anschluß daran das alte platonische Problem vom Verhältnis des Regenten zum Philosophen besprochen, aber das hätte den Rahmen des Gesprächs allzu weit gespannt, und so mußte ich mich leider beschränken.
Wie weit sind Ihre Pläne inzwischen der Verwirklichung nahe gerückt? Ich bin wahrlich sehr gespannt darauf, was Ihr Brief mir darüber berichtet! - Inzwischen Ihnen wie Ihrer hochverehrten Frau Gemahlin unsere herzlichsten Grüße und besten Empfehlungen!; von: Braunbehrens, Hermann von an: Litt; Ort: Eichhofen |