Bestand:Privatarchiv Litt, Theodor
SignaturNA Litt, Theodor B 1-0478
TitelBrief von: Litt (Leipzig) an: Braunbehrens, Hermann von
Enthältms; Brief 1 Blatt A5
Zeitvon1942
Zeitbis1942
BemerkungenDokumentenabschrift: Lieber Herr v. Braunbehrens! Durch eine Unterhaltung zwischen Ihrer lieben Frau und der meinigen habe ich soeben erfahren, daß Sie meine Antwort auf Ihren Brief aus Sosnowitz nicht erhalten haben. Das tut mir doppelt lei, weil ich mich in ihm über den schmerzlichen Tod Ihres Bruders ausgesprochen hatte. Ich weiß nicht mehr, was er sonst noch enthalten haben mag, aber wohl weiß ich, daß es sich um ein ausgedehntes Schriftstück handelte. Unterdessen haben wir ja nun die Freude gehabt, drei Generationen Ihrer Familie wiederzusehen. Beate hat ja nun einen kräftigen Schuß vorwärts getan, und die Besorgnisse um die Entwicklung ihres Redeflusses sind gründlich hinfällig geworden. Überhaupt: ein famoses und erfreulich unbefangenes Mägdelein. Als Stegers jüngst mit Bettina bei uns waren, glückte es mit dem Kontakt viel weniger. Es regt zu höchst nachdenklichen Betrachtungen an, wenn man so inmitten von allem Weltengraus immer wieder neues Leben aufblühen sieht. Kinder sind das wirksamste Antidoton gegen jede Art von Pessimismus. Es war auch wirklich eine Freude, zu sehen, wie gut Ihrem verehrten Vater dies Antidoton tut. Von mir kann ich nur sagen, daß ich eine Kur dieser Art gebrauchen könnte. Es ist und bleibt in dieser Zeit ein Unglück, wenn man zu viel Zeit zum Nachdenken hat. Sie können sich denken, wie mir die Heimsuchungen meiner rheinischen Heimat nahegehen. Wo winkt ein Ende dieses Wahns? Für alle Fälle füge ich hinzu, daß vor einiger Zeit eine Antwort auf Ihren Brief vom 20. April abgegangen ist. Man weiß ja nie mit Sicherheit, ob alles ans Ziel kommt. Mit vielen herzlichen Grüßen und Wünschen Ihr gez. Th. Litt; von: Litt an: Braunbehrens, Hermann von; Ort: Leipzig