Bestand:Privatarchiv Litt, Theodor
SignaturNA Litt, Theodor B 1-0442
TitelBrief von: Markus, (Ratibor) an: Litt ?
Enthälths; Brief 2 Doppelblätter 17,4 x 22,3 cm
Zeitvon1929
Zeitbis1929
BemerkungenDokumentenabschrift: Sehr geehrter Herr Geheimrat! Euer Hochwohlgeboren wollen verzeihen, wenn ich mir als ein Unbekannter erlaube, mich Ihnen brieflich zu nähern. Ihre Bedenken über den Überschwang der pädagogischen Reform erwecken bei uns lebhafte Gebugtuung, besonders ihre letzte "Entgegnung" im Philologen-Blatt. Es will mir aber scheinen - und damit komme ich zu dem eigentlichen Zwecke meines Schreibens - als ob den "Bewährten und anerkannten Praktikern" Ihrer "Entgegnung" es manchmal recht schwer gemacht werde, im Ph.-Bl. zu Worte zu kommen. Ich rechne mich natürlich nicht zu ihnen, will aber doch erwähnen, daß die Schriftleitung des genannten Blattes eine Drucklegung des ergebenst beigefügten Aufsatzes in der vorliegenden Fassung abgelehnt hat! Man ließ das eingesandte Manuskript 2 Jahre (!) liegen und sandte mir dann auf meine wiedrholte Mahnung einen unglaublich verballhornten Probedruck, dessen Drucklegung ich ablehnte: neben dem Satze von den "unerfahrensten Anfängern" stand: "kann unmöglich in dieser Form gedruckt werden!" - meine Würdigung von Willmanns Didaktik war mit drei mir völlig unverständlichen Fragezeichen versehen - der Schluß von "Ruthard war der erste !! an war als "unverständlich" (!) weggelassen, und eine Reihe von Indikationen war durch schwächliche potentiale Konjunktive verwässert. Herr Hoofe schrieb mir dann noch, daß der Aufsatz viel zu scharf wäre und daß eine aus meiner Aufstellung etwa entstehende Kontroverse nicht gern gesehen würde (!) Das "Echo" hat dann meine Arbeit in der von mir vorgeschlagenen Form anstandlos abgedruckt. Ich kann mich demnach des subjektiven Eindrucks nicht erwehren, daß das Phl.-Bl. leider Redensarten wie "der Arbeitsunterricht marschiert auf der ganzen Linie" u.ä. lieber abdruckt als nüchterne den leitenden Berliner Kreise unangenehme Betrachtungen. Alles das kann an und für sich Euer Hochwohlgeboren gleichgültig sein. Aber hineingestellt in den mannhaften Kampf, den Sie zu vieler Freude gegen Wortschwall und Phrasengeklingel führen, können diese Bemerkungen, symptomatisch, wie sie sind, doch vielleicht zur Beleuchtung der Sachlage beitragen. Mit vorzüglicher Hochachtung Euer Hochwohlgeboren ergebenster Professor Dr. Markus Studienrat.; von: Markus, an: Litt ?; Ort: Ratibor