| Bemerkungen | Dokumentenabschrift: Sehr geehrter Herr Professor!
Ihre Postkarte vom 15. Mai ist in meine Hände gelangt; leider hat der Herausgeber der Kantstudien Sie falsch unterrichtet: mein Vater ist am 13. April vorigen Jahres in New York gestorben. Er hatte Schweden 1941 verlassen, um zuerst an der Yale-University in New Haven und dann an der Colubiauniversität in New York zu lehren.
Verschieden Schreiben sind jetzt aus Deutschland hier angelangt, und ich habe sie alle unbeantwortet gelassen, weil ich glaube, daß mein Vater keine Beziehungen zu seiner früheren Heimat mehr angeknüpft haben würde, wenn er den Zerfall des Hitlerreiches erlebt hätte. Wenn ich Ihnen schreibe, so deswegen, weil ich weiß, daß mein Vater Sie als ein leuchtendes Beispiel betrachtet hat. Oft hat er gesagt, daß Deutschlands Schicksal sich anders gestaltet hätte, wenn die deutschen Wissenschaftler Ihrem Beispiel gefolgt hätten. Er hatte in den letzten Jahren oft die Befürchtung ausgesprochen, daß Ihnen im Hitlerstaate ein Unglück zustoßen könnte, und ich weiß, daß ihn Ihre Karte aufrichtig gefreut hätte.
Haben Sie, verehrter Herr Professor, vielleicht zufällig eine Ahnung vom Schicksal Ihres Kollegen Ernst Hoffman in Heidelberg?
Indem ich Ihnen einen letzten Gruß meines Vaters vermittle bin ich
mit aufrichtiger Hochachtung
Ihr
gez. Georg Cassirer; von: Cassirer, Georg an: Litt; Ort: Goeteborg |
