| Bemerkungen | Dokumentenabschrift: Hochverehrter Herr Professor!
Meine besten Weihnachtswünsche für Sie und Ihre lieb Familie erlaube ich mir dadurch auszudrücken, daß ich Ihnen eine paar von meinen literarischen Weihnachtserzeugnissen übersende. Ich weiß, daß in diesem Falle der Geber durch die Annahme mehr beglückt wird als der Beschenkte selbst. Aber auch wenn die auspruchslosen Gaben, die ich Ihnen hier überreiche, noch so weit abliegen von den Gebieten der Universitätsarbeit, so lebt in ihnen doch ein Fünklein Ihres Geistes, verborgen und hermelig, und die Funklein wirkt zurück auf den Saemann, der bei der Überfülle, die es ausstreute, sich seiner kaum erinnern kann. Freilich, wollte jeder Ihrer Schüler auf solch kühne, vordringliche Art seine Weihnachtswünsche darbringen: Sie müßtens sich schönstens verbitten; denn Sie müßten zwischen alledem, was Ihnen so zuwächst, was sich auf seien Urheber zurückwendet, ersticken.
Meine kleinen Geschichten bitten nur ganz bescheiden um Aufnahme in Ihrem weihnachtlichen Heim. Sie sind nicht aufdringlich, fordernd, wie aktuelle wissenschaftliche Zeitschriften und Broschüren. Sie sind schon dankbar, wenn sie bei Gelegenheit mal eines Blickes gewürdigt werden.
Im "Purigoldi" wollte ich den Prinzen, der schon alles hat, darstellen, überhaupt: Das Kind, das keinen Wunsch mehr hat. Dieses Stück ist, so viel ich höre, in mehr als 20 Leipziger Schulen (meist 1. Klassen) aufgeführt worden. Die Mäusegeschichte kann ich leider nur in Fahnen beifügen. Hoffentlich werden die pädagogischen Grundsätze, die ich darin vertrete, vor Ihren Auge Gnade finden. Vielleicht liest sie Frau Professor in einer Dämmerstunde mal ihren kleinen Lieblingen vor. Die Geschichte vom angeschossenen Reh ist die rehlichte Wiedergabe von einem meiner eindruckvollsten Kindheitserlebnisse.
Mit ganz ergebenen Weihnachtsgrüßen
- auch an Ihre Frau Gemahlin -
bin ich in Verehrung und Dankbarkeit
stets Ihr ergebener
Arthur Faulwasser; von: Faulwasser, Arthur an: Litt; Ort: Mahlos |
