Bestand:Privatarchiv Litt, Theodor
SignaturNA Litt, Theodor B 1-0336
TitelBrief von: Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte, 1. Vorsitzender: Prof. Butenandt (Tübingen) an: Litt
Enthältms; Brief 1 Blatt A4; Briefkopf der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte e. V.
Zeitvon1952
Zeitbis1952
BemerkungenDokumentenabschrift: Sehr verehrter Herr Litt! Gestern nachmittag hatt ich die entscheidende Besprechung mit Herrn Wenke. Er hat sich zu meiner großen Freude - in erster Linie auf Grund Ihres an Ihn gerichteten Briefes - bereit erklärt, an Ihrer Statt, aber doch in Ihrem (und damit auch in meinem) Sinn in Essen zu sprechen. Nun wird es noch meine Aufgabe sein, dafür zu sorgen, daß die Biologen zur Vernunft kommen und nicht erneut die Übereinstimmung der Auffassung stören. Es ist mir aufrichtiges Bedürfnis, Ihnen noch einmal dafür herzlich zu danken, daß Sie mir in Bonn die Möglichkeit zu einem so eindrucksvollen Gespräch gegeben haben und in so sachlicher und persönlich großzügiger Form uns Ihre Hilfe nicht versagten. Ich habe den Mitgliedern der Schulkommission von unserem Gespräch Mitteilung gemacht und betont, daß von Ihrer Seite nach unserer Aussprache keine Verstimmung gegenüber unserer Gesellschaft oder einzelnen Kollegen zurückbleibt und daß Sie Herrn Wenke persönlich gebeten haben, auf der Essener Schultagung zu sprechen. Zugleich aber habe ich hinzugefügt, daß wir die Verpflichtung haben dafür zu sorgen, daß alle Mißverständnisse beseitigt und die Verbreitung unrichtiger Darstellungen vermieden werden. Zu meiner Freude besuchte mich gestern Max Hartmann. Er betrat mein Zimmer mit Ihrem roten Büchlein in der Hand und begann die Unterhaltung mit der Frage: "Haben Sie das gelesen? Das ist ganz ausgezeichnet! Ein Naturwissenschaftler hätte die Kapitel über die Bedeutung und Grenzen der Naturwissenschaft nicht besser schreiben können! Wie konnte es möglich sein, daß man von Ihnen verlangt hat, Herrn Litt in Essen nicht sprechen zu lassen?" Sie können sich denken, daß ich über die Bestätigung unserer Auffassungen durch Max Hartmann sehr glücklich war. Ich habe ihm den ganzen Hergang erzählt; er bedauert mit mir alles, was geschehen ist, hat sich aber schließlich auch gefreut über die Lösung, die sich aus unserem Bonner Gespräch ergeben hat. Ich glaube, er wird Ihnen noch selber schreiben, denn ich nehme an, es wird auch Ihnen an der Bestätigung meines Satzes liegen, daß nicht alle Biologen hinter Köhlers Auffassung stehen. Nochmals herzlichen Dank! Mit besten Grüßen und Empfehlungen Ihr sehr ergebener gez. Butenandt; von: Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte, 1. Vorsitzender: Prof. Butenandt an: Litt; Ort: Tübingen