Bemerkungen | Dokumentenabschrift: Lieber Herr Grüters!
Der Fall ist wirklich lehrreich. Er illustriert in klassischer Form, in welcher Weise man bei uns unerwünschte Auffassungen allgemeiner Angelegenheiten zu attakieren pflegt. Es wird Sie interssieren, dass in derselben Sache die Allgemeine deuteche Lehrerzeitung (Organ der Gewerkschaft "E. u. W.") mir einen kräftigen Fusstritt versetzt hat. Was aber noch tiefer blicken lässt: diese Anwürfe decken sich inhaltlich völlig mit dem, was ich aus der zonalen Presse zu hören bekomme. Dort werde ich als feiler Mietling des westdeutschen Kapitalismus und Imperialismus angeprangert. Die Einheit dieser Angriffsfront gibt zu denken.
Was Herrn Holz angeht, so kenne ich ihn seit 1949, besonders aber seit dem Bremer Philosophenkongress (1951 ?) Er ist intelligent, aber, wie mir scheint, ein ausgesprochener Intrigant mit kräftger zu dem Marxismus östlicher Prägung. Damals wollte er den Vorstand durch kommunistische Mitglieder erweitern.
Ihnen danke ich, dass Sie sich meiner armen Person so tapfer angenommen haben. Glücklicher Weise bin ich gegen dergleichen Anrempelungen abgehärtet - abgehärteter als mein momosenhaft empfindlicher Freund Spranger.
Zur Tatsachenberichtigung: ich bin nicht von den Nazis "aus meiner Lehrtätigkeit entfernt" worden, sondern habe 1937 mit Erfolg meine Emeritierung beantragt (der klügste Schritt meines Lebens). Und die Russen haben mich nicht "abgesetzt", sondern mir nur eine Zeit lang das Halten von Vorlesungen untersagt. Vor allem haben sie mich aber in allen Verhandlungen wesentlicher pädagogischer Fragen systematisch "kalt gestellt". Als "Antifaschist" bin ich von ihnen nie anerkannt worden.
Sie sehen: ich verfüge über allerlei Erfahrungen, die mir das Wesen der Freiheit erleuchtet haben!
Seien Sie mit Ihren Lieben herzlich gegrüßt
von Ihrem Th. Litt; von: Litt an: Grüters, Otto; Ort: Bonn |