Bemerkungen | Dokumentenabschrift: Lieber Herr Grüters! Ich habe Heybey auf den Aufsatz hin, den Sie mir zur Kenntnis gebracht haben, gestellt (ohne Sie als meinen Gewährsmann zu nennen), und er ist heute Morgen zu einer gründlichen Aussprache bei mir gewesen. Ich darf feststellen, dass er nichts zu bemänteln versucht hat, habe auch den Eindruck, dass ihm die Sache nicht nur um ihrer greifbaren Wirkung willen nachgeht. Er hat den Aufsatz in einem Augenblick geschrieben, da sein ungarisches Lektorat zu Ende ging und er zur Wehrmacht eingezogen werden sollte, ohne dass für seine Familie in irgendeiner Weise gesorgt war. Es war ihm darum zu tun, in den deutschen Schuldienst übernommen zu werden. Er hat eine ganze Reihe von Briefen und Bescheinigungen, aus denen hervorgeht, dass seine praktische Haltung nicht nur nicht antisemitisch, sondern ausgesprochen judenfreundlich war, auch und gerade in Debrezcin, wo er deswegen mit dem Ortgruppenleiter Schwierigkeiten hatte.
Nach dem Gesamteindruck, den ich aus der Unterredung mitgenommen habe, bin ich geneigt, ihm den eingestandenen lapsus zwar nicht zu verzeihen, wohl aber nicht so anzurechnen, wie es mir zunächst geboten schien. Wie viele von denen, die heute in wesentlich gehobenern Stellungen sitzen (auch in der Universität), müssen sich schlimmere Entgleisungen nachweisen lassen! Zu schweigen von den völlig Unbelehrbaren, die im Grunde heute noch so denken wie vor 45 (Es gibt sie wirklich noch)
Seien Sie herzlich gegrüsst
von Ihrem Th. Litt; von: Litt an: Grüters, Otto; Ort: Bonn |