Bestand:Privatarchiv Litt, Theodor
SignaturNA Litt, Theodor B 1-0273
TitelBrief von: Litt (Stockholm) an: Grüters, Otto
Enthälths; Brief 1 Blatt 14,2 x 21,7 cm
Zeitvon1948
Zeitbis1948
BemerkungenDokumentenabschrift: Lieber Herr Grüters! Herzlichen Dank für Brief mit Beilage! Er erreichte mich noch in dieser wahrhaft zauberhaften Stadt. Ich geniesse ihre mannigfachen Reize und freue mich auch der seit vier Jahren entbehrten Möglichkeit, zusammenhängend zu arbeiten. Ein längst geplantes Hegelbuch ist endlich in Angriff genommen. Nebenbei ist es auch sehr interessant, die Seelenlage eines Volkes zu studieren, das von der Weltkatastrophe einstweilen nur am Rande gestreift ist. Mit Ihrem früheren Schüler müsste ich mich einmal mündlich unterhalten. Als Schüler ist er neukantianisch orientiert. Aber mit Kantischen Denkformen kann man an die Welt der Geschichte nicht herankommen. Hier hilft nur Hegels Logik, der ich mich in der fraglichen Partie weitgehend verpflichtet fühle, wirklich weiter. Man lese, was Hegel über "Erinnerung" schreibt! Übrigens halte ich die Zurückführung der polit. Konflikte auf den "Sicherheitsbetrieb" für zu eng. Das wirkliche Geschehen ist, wie die Gegenwart zeigt, viel komplexer. Auch das gegenwärtige Verhältnis Amerika - Russland sehe ich etwas anders. Das Spielen mit dem Feuer ist doch ganz vorwiegend auf russischer Seite. Von der Fortsetzung der Kroll-Oper höre ich mit Grauen. Man erzählt mir, dass pädag. Verhandlungen in München genau den gleichen Verlauf genommen haben. Übrigens ist auch hier im Lande die Schulreform aktuelles Thema. Ich bin ausgesprochen pädagogikmüde. Seien Sie mit Ihrer lieben Frau herzlich gegrüsst von Ihrem Th. Litt; von: Litt an: Grüters, Otto; Ort: Stockholm