| Bemerkungen | Dokumentenabschrift: Lieber Herr Grüters!
Ich finde Ihre "Gesichtspunkte" ganz ausgezeichnet und aus der Tiefe des echten Schulmeistergemüts gewonnen. Für die praktische Verwendung würde ich nur empfehlen, sie durch Zusammenfassung auf eine geringere Zahl zu reduzieren, was nicht schwer fallen dürfte. In dieser Fassung sollten sie dann m. E. gedruckt werden. Ich liess in meinem Geiste die Kollegen von Schule und Universität (in den "Übungen") Revue passieren und fragte mich, wie es ihnen bei Anlegung dieser Masstäbe ergehen würde. O weh! Diese destillierte Langeweile!
Eine Erfahrung aus jüngster Zeit. Bei den Zwischenprüfungen hat es sich wieder einmal gezeigt, dass es in unserer Fakultät nur eine kleine Minorität von Kollegen ist - es sind immer dieselben - bei denen Durchfälle vorkommen. Von den zahlreichen Philosophen, die hier zusammenwirken, war ich der einzige, bei dem es zu einem "kein" kam. Sie erinnern sich, was ich über die "Vorprüfung" in Philosophie und Pädagogik prophezeite. Man verzweifelt, wenn man sieht, wie heute noch die Bedeutung der Auslese - Frage nicht begriffen wird. Ich fürchte, die meisten haben noch nicht den Unterschied begriffen zwischen Auswendiglernen des Gehörten und Operieren mit Gehörtem. -
In der Schweiz war es sehr schön. Ich kehrte nicht nur innerlich erfrischt, sondern auch neu equipiert heim. Ohne Ihre 30 M wäre ich nicht durchgekommen! Die Haltung der Universitätskollegen gegenüber dem heutigen Deutschland war freundlich - verständnisvoll, und was an Kritik angedeutet wurde, deckte sich mit dem, was auch wir zu sagen haben.
Mit herzlichen Grüssen auch an Ihre liebe Frau
Ihr Th. Litt; von: Litt an: Grüters, Otto; Ort: Bonn |
