Bestand:Privatarchiv Litt, Theodor
SignaturNA Litt, Theodor B 1-0237
TitelBrief von: Spranger, Eduard (Berlin-Dahlem) an: Litt
Enthälths; Brief 2 Blatt 13,7 x 22,1 cm (rechte Ränder angekohlt !)
Zeitvon1928
Zeitbis1928
BemerkungenDokumentenabschrift: Lieber Freund! Bei der Vierhundertjahrfeier des Gymnasiums in Bonn habe ich mal wieder einen unserer bekannten pädagogischen Monstrevorträge gehalten. Gestern in der Bahn habe ich mir die Freude gemacht, Ihr neues Buch in <...> zu studieren. Es ist wesentlich verstänlicher geschrieben, als die meisten Ihrer anderen Schriften, von ebenso glän- zend im Aufbau und in der Formulierung. Ich glaube, abgesehen von unserer schon erörterten abweichenden Auffassung über das Wesen der Naturwissenschaft, daß Sie die gegenwärtige Lage durchaus zutreffend geschildert haben. Und diese Lage ist identisch mit unserer "geistigen Kon- stitution". Noch überlege ich, ob nicht bei näherer Beschäftigung mit dem, was Sie Metaphysik nennen, doch noch ein wenig mehr geschehen kann, die der Wissenschaft weiter hinauszustecken. Über diese Fragen habe ich mit dem Juristen eben eine sehr lehrreiche Korrespondenz gehabt. Der Vertreter an einzelnen Geisteswissenschaft braucht eben doch noch einige konkrete Anweisungen, was Objekti- vität für ihn bedeutet. Interessant und will- kommen war es mir, Daß Sie den <...> Erfolg der Wissenschaft durch den Mythus als eine romantische Selbsttäuschung ablehnen. Darf ich Sie auf eine Kleinigkeit aufmerksam machen: Sie berühren im Anfang das Thema Bildung, speziell "akademische Bildung", aber Sie nehmen es zum Schluß nicht wieder auf. Nun kann sich der Leser die Resultate ja selbst sagen, und der Ausklang erlaubt keinen Anhang dieser Art. Aber in einer neuen Auflage könnten Sie vielleicht doch vor dem Schluß- kapitel die Folgerungen ziehen. Es ist nämlich die Gefahr, daß man Ihre Ausführungen im Sinne von S.10 Z.5 das S.102 Z.4 vorfinden S.125 Z.3 r. unten je S.135 Z.4 vor (Gueintus Fixlein.) Vom Berliner Lehrerverein höre ich, daß Sie hier 3 Vorträge halten werden. Ich würde sie sehr gern hören und Sie dannach persönlich ein wenig genießen. Seit Saarbrücken haben wir uns nicht gesehen. Aber ich bin vom 13.X.-26.X. auf Vortragsreisen. Bliebe also nur der 2.XI. Nun müßten wir aber einmal eine Herausgeber- konferenz haben. Ich habe in mit Flitner 2 1/2 Stunden über seine schwere Zu- kunftsentscheidung gesprochen. Vielleicht kommt er auf dem Wege nach Cassel am 3.X. hierher. Hätten Sie etwa auch Zeit? Eigentlich ist die ganze Sache ja noch nicht spruchreif, ohne nicht feststeht, wohin Flitner geht. Aber er wollte sich bis dahin entscheiden. Ich habe Anfang August bei einem Ferienkursus in München mitgewirkt und das Zusammensein mit Kersch. sehr genossen. Aber die 3. Stimme in unserem Terzett fehlte. Der arme Aloys Fischer ist <...> <...>. Dann war ich in Mittwald und in Partenkirchen. Aber mein nervöses Darmleiden bin ich trotz sonst guter Erholung nicht losgeworden. Jetzt stehe ich vor Bergen von Arbeit, die nur durch Zehnstundentage zu schaffen sein werden. Über Sie und die lieben Ihrigen hoffe ich später - <...> am 2.XI. Näheres zu hören. Es geht ja wohl, bis auf die arme Irene, wesentlich besser. Zum Schluß vielen <...> auch für das, was Sie mit Ihrem Buch wieder gegeben haben, und die schönsten Grüße an Ihre hochverehrte Frau Gemahlin und Sie selbst. Ihr getreuer Eduard Spranger. Sondag und Frau traf ich in Seefeld.; von: Spranger, Eduard an: Litt; Ort: Berlin-Dahlem