Bestand:Privatarchiv Litt, Theodor
SignaturNA Litt, Theodor B 1-0234
TitelBrief von: Smend, R. (Göttingen) an: Litt
Enthälths; Brief 1 Blatt 22,3 x 28,9 cm
Zeitvon1950
Zeitbis1950
BemerkungenDokumentenabschrift: Lieber Herr Litt! Im Widerspruch zu meiner persönlichen <...> in solchen Dingen habe ich Ihren heutigen siebzigsten Geburtstag im letzten Augenblick aus den Augen verloren und finde ihn heute zu spät in meinen Merkzetteln wieder. Im Stillen habe ich ihn freilich längst vorausgenommen, etwa auf den vielen <... ... ... ...> der letzten Wochen, wenn ich mich fragte, wer nun eigentlich in den zweiunddreißig Jahren, seit wir zusammen Glieder des Königlichen Ministeriums des geistlichen, Unterrichts- und <...alangelegenheiten> waren und am Ende dieser <...> die Kathatrophe erlebten, die uns heute harmlos erscheint, verglichen mit dem, was uns jetzt , und die uns doch wohl im Herzen schwerer traf, als Alles seither, weil wir auf dergleichen überhaupt nicht innerlich vor- bereitet waren - wer in diesen Jahren den Wechselfällen der Zeit gegenüber die Haltung, die , das tapfere und gerechte Wort jederzeit gefunden habe, die menschlicher und wissenschaftlicher Charakter einerseits und <...> und Hülflosigkeit unserer Lehrer und Hörer, unserer Zeit andererseits in diesen Jahrzehnten mehr von uns erworben und fordern <...>, als jemals. Wer außer Ihnen - wer mindestens so wie Sie? Mutig, ja trotzig, provozierend geradezu ist Mancher <...> 8und bis 1933 war es so billig) - sorgfältig und gerecht erwogen und abgewogen hat im Stillen auch so Mancher - aber Beides in Einem, im gleichmäßigen ruhigen Anspruch <...> der Wesemtliches, Entscheidendes zu der uns aufgegebenen Auseinandersetzung mit unserer geschichtlichen, sozialen, geistigen Lage zu sagen hat, und stets zu seiner Zeit und im rechten Maß, peinlich bekümmert um dies Maß, und gänzlich unbekümmert und das ihn etwa dabei Bedrohende: das ist Ihnen einzigartig geschenkt gewesen. Ich kann mich auf keinen besinnen, den Sie nicht in dem <...> Ebenmaß dieser Haltung, ihrer unfehlbaren Angemessenheit, bei allem Ernst und aller Wucht, übertroffen hätten. Dafür werden Ihnen heute auch Unzählige gedacht haben, und es ist mir ein tiefer Kummer, nicht rechtzeitig dabei gewesen zu sein (obwohl Dr. Roessler mir dazu sogar rechtzeitig noch einen besonderen Weg eröffnet hatte). Aber immerhin darf ich es Ihnen auch heute noch sagen, wie verpflichtet ich mich Ihnen weiß, nicht nur für das, was ich von Ihrer wissenschaftlichen und zumal methodisch zu lernen versucht habe (das habe ich Ihnen ja, wenn auch noch so unzulänglich, auch öffentlich bezeugt), sondern für den Halt, der Sie in schweren Zeiten für mich gewesen und seitdem geblieben sind. In den aufeinander folgenden Abwertungen der meisten unserer ethischen Währungen ist die Schrift und gültig geblieben: wir halten in unserer Zeit, aber <...> auch wie wichtig, und wie hülf- reich! Zu einer von allerlei kaum überstandenen <... ...> Stunde gelingt mir kein dem <...> recht entsprechendes Wort - an dem mir doch so gelegen wäre , nach viel zu vielem Schweigen in meinen letzten Jahren der Geschichte und der Zersplitterung. Ich lasse es nun dabei. Nehmen Sie es, verspätet und unzulänglich, doch in alter freundschaftlicher Gesinnung auf! Mit den herzlichsten und <...> Wünschen und Grüßen von Haus zu Haus stets in alter dankbarer Verbundenheit Ihr R. Smend; von: Smend, R. an: Litt; Ort: Göttingen