| Bemerkungen | Dokumentenabschrift: Ich kenne Ernst Werner seit seiner Studienzeit, also seit fast 30 Jahren. Begegnet bin ich ihm in sehr verschiedenen Lebenslagen. Aber in einer jeden von ihnen habe ich ihn als den kennen gelernt, der er meiner Überzeugung nach ist: als einen Menschen von seltener Lauterkeit des Charakters. Er gehört zu jenen nicht eben häufigen Persönlichkeiten, die nie an sich selbst, sondern immer nur an die Sache denken, von deren Recht und Wert sie durchdrungen sind. Er ist gewohnt, alles, was er sagt und tut, an den ethischen Maßstäben zu messen, die er als verbindlich ansieht. Dabei kann es dann wohl einmal geschehen, daß er in einen Rigorismus verfällt, der ihn zu überscharfen Urteilen verführt. Aber diese Urteile sind immer frei von persönlicher Gehässigkeit; aus ihnen spricht die Leidenschaft für die geistigen und sittlichen Güter, die er bedroht glaubt. Besonders reizbar ist er gegenüber den Überbleibseln und Nachwirkungen der Gesinnung und Haltung, die das dritte Reich großgezüchtet hat. Aber wenn ich sehe, mit welch nachsichtiger Duldsamkeit man bei uns vielfach diesen Residuen begegnet, dann will es mir scheinen, daß dieser Eifer der Erziehung unseres Volkes wesentlich heilsamer ist als jene Laxheit. Von den Anklägern Werners wage ich zu behaupten, daß sie entweder nicht im Stande oder nicht gewillt sind, die für einen Mann wie ihn maßgebenden Motive zu verstehen geschweige denn nach Gebühr würdigen.; von: Litt an: -; Ort: Bonn |
