Bemerkungen | Dokumentenabschrift: "Liebe Litts!
Während ich beim Zahnarzt warte auf einem Blatt aus meinem Notizbuch eine Nachricht über Ihren Sohn Alfred, von dem Sie vermutlich nichts hörten.
Wir waren gestern mit einem hiesigen Rechtanwalt (50%) zusammen, der gerade auf dem Wege nach Dachau war, als er von den Franzosen befreit wurde. Als Landrat in Württemberg eingesetzt, inspizierte er auch Dachau am 5. oder 6. Mai und wurde dort als Sachse von Ihrem Sohn angesprochen, wo er sofort hinhörte, da ihm der Name geläufig war. Also Ihr Sohn lebte vierzehn Tage nach der Befreiung des Lagers noch und was wesentlich ist, hatte Zeugnisse von Häftlingen, daß er sie anständig behandelt habe. Es ist nicht anzunehmen, daß er freigekommen ist, aber er wird mit anderen SS Leuten in ein amerikanisches Lager gekommen sein. Er hat den Amerikanern gesagt, daß A. der Sohn eines Universitätsprofessors sei, aber das hat wenig Eindruck gemacht. Im übrigen war der <...> von seiner eigenen Haft noch zu verbittert, als daß er sich hätte energischer einsetzen können. Das alles sollten Sie gleich wissen. Herzlich grüßt Sie beide
Ihre Vera Jacobi"
Vorderseite oben: "Wir warten jetzt auf bestimmte Nachricht aus Leipzig, um dann hinzukommen."
" In Eile einen herzlichen Gruss auch von Ihrem Erwin Jacobi."; von: Jacobi, Vera an: Litt; Ort: Zittau |